Originaltitel: MEDITERRANEAN FEVER

Palästina/D/F/Zypern/Katar 2022, 114 min
FSK 12
Verleih: Pallas Film

Genre: Drama, Thriller

Darsteller: Amer Hlehel, Ashraf Farah, Anat Hadid

Regie: Maha Haj

Kinostart: 04.05.23

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Mediterranean Fever

Kaum ansteckend

Bloß ein Gedanke, aber vielleicht sollte Waleed endlich die Therapeutin wechseln: Seiner Depression will die Dame – natürlich – medikamentös zu Leibe rücken, was er ablehnt, sonst fällt ihrer Lehrbuchweisheit wenig Sinniges ein. Außer, daß er Geduld braucht. Schon zwei Jahre lang.

So quält sich der verhinderte Autor durchs Leben. Dann zieht nebenan ein Typ namens Jalal ein, dessen Frau eher dienend in Erscheinung tritt, schließlich muß sie den Unterhalt bestreiten. Jalal probiert zwar, auf kriminellen Wegen beizusteuern, der Geldfluß sickert derzeit jedoch grenztrocken dahin, finstere Gestalten stehen drohend auf der Matte. Da ist’s für beide Seiten ein richtig guter Deal, Waleeds Winken mit allerhand Scheinen – für einen Mord.

Bis dies geschieht, hat die Handlung bereits 60 Minuten absolviert, bisher politisch energisch, inhaltlich trotzdem ziemlich ziellos Kommentare zum palästinensischen Nationalstolz abgefeuert, versuchsweise Charaktere gezeichnet, deren Konturierung ernsthafte Vertiefung gar nicht wirklich hergab, und eigentlich nur gefesselt, wenn Nachtblicke über geschäftiges Treiben schweiften, während im persönlichen Mikrokosmos von Waleed und Jalal lähmender Stillstand herrschte.

Erst auf den letzten Metern kommt Bewegung rein, plötzlich funkeln Dialoge, packen Emotionen, es geht jetzt um Mut (oder eben Mangel daran) und selbstvergessene Verschwendung greifbarer Möglichkeiten; darunter die, sich an anderen Menschen aus dem Sumpf zu zerren. Parallel zu Waleed geben Regie und Buch ihre andauernde beobachtende Passivität auf; in sämtlichen Belangen indes leider deutlich – und irreversibel – zu spät.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...