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Recht über- und zähflüssige Doku-Ambition

Valeska Grisebach ist ein guter Mensch! Für ihre Abschlußarbeit an der Filmakademie Wien hat sie sich mal hingesetzt und ganz kurz gegrübelt, bis ihr die zündende und sozialverträgliche Idee ins Hirn schoß: mal was übers Leben drehen! Naja, und das geht mit Teenagern im Berliner Osten ja immer noch am besten - besser als blöd auf der Straße rumzuhängen. Dann führte Frau Grisebach super viele Interviews mit super langweiligen, leicht verkommen dreinschauenden und enervierend kraftmeierischen Kiddies, stellte erste Szenen nach, und es ereilte sie schlagartig vom grauen Großstadthimmel der Geistesblitz: genau das isses doch! Kino ist Leben!

Falsch, Frau Grisebach. Diese nun vorliegende sperrige und formal eh bedauernswerte Filmerei um den 15-jährigen Schöps, der es jetzt mal mit der gleichaltrigen Nicole in Liebe und Zusammensein im Plattenbau probiert, hat mit Kino so viel zu tun, wie Quarkstolle mit Fischbrötchen. Ehrlich: Warum muß denn nun auch noch jede Fingerübung auf die große Leinwand streben? Dies hier hätte durchaus bei einem übermüdeten Fernsehredakteur in einem Themen-Abend nach dem Motto So geht’s auch plaziert werden können. Schöps und Nicole haben sich nix zu sagen, sind austauschbar wie Pfannekuchen und Berliner - sie sind einfach uninteressant. Ohne Häme wohlgemeint - einfach uninteressant. Und was könnte denn nun die Essenz von Gut-Valeskas Filmchen sein, das Schöps und Nicole bei halbwegs geglücktem Sex und ungeschickter Konversation beobachtet? Ficken kann jeder, aber quatschen fällt schwer? Also nö!

D/Österreich 2001, 65 min
Verleih: Peripher

Genre: Erwachsenwerden, Dokumentation

Darsteller: Nicole, Schöps und viele andere

Regie: Valeska Grisebach

Kinostart: 31.01.02

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.