Originaltitel: VACANCY

USA 2007, 85 min
Verleih: Sony

Genre: Horror, Psycho

Darsteller: Kate Beckinsale, Luke Wilson, Frank Whaley, Ethan Embry, Scott G. Anderson

Regie: Nimród Antal

Kinostart: 19.07.07

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Motel

Einchecken – ins Bett gehen – sterben

Welche fatalen Folgen eine nächtliche Autopanne im Thriller meist hat, ist dem Kinofreund bekannt. Für schlechter Informierte: Auf der Suche nach Hilfe landet man normalerweise in irgendeiner einsamen Bruchbude, welche von mordlustigen Psychopathen bevölkert wird. Insofern bietet auch MOTEL nichts Neues, denn als ihr Wagen versagt, folgen Amy und David natürlich der einladenden Leuchtreklame einer Herberge am Wegesrand. Zwar erweist sich das gemietete Zimmer als verwanztes Drecksloch, doch immerhin lädt ein Stapel Videos zur Abendgestaltung ein. Auf den Tapes sieht das Pärchen indes, wie andere Gäste grausam ermordet werden. Und bald steht fest: Hier hat noch niemand je wieder ausgecheckt.

Eigentlich erstaunlich, daß Alejandro Amenábars TESIS bislang die einzige "ernsthafte" Auseinandersetzung mit dem Mythos (?) des Snuff-Films darstellt. Dies ändert sich allerdings nach MOTEL immer noch nicht, obwohl – ebenso überraschend wie Pluspunkte sammelnd – Blutexzesse oder Moralkeulen vermieden werden. Das Hauptaugenmerk gebührt einer finsteren Atmosphäre – und schon lugt hier der junge Wes Craven um die Ecke, dort glaubt man sich an das Œuvre des Tobe Hooper erinnert, in den Snuff-Szenen schimmert dann sogar Amenábars Kompromißlosigkeit durch. Zum eigenen Stil reicht das leider nicht.

Aber weil gut geklaut nach wie vor besser ist als schlecht erfunden, macht es trotzdem Spannungsspaß, die Protagonisten um ihr Leben kämpfen zu sehen, zumal im Vorfeld immerhin für grobe Charakterzeichnung gesorgt wird. Zugegeben, manchmal hätte man sich dabei schon eine weniger spärliche Beleuchtung gewünscht; schlimmstenfalls ist tatsächlich kaum etwas auf der Leinwand zu sehen. Aber auch mit seinen permanent mindestens im Halbdunkel liegenden Bildern entfernt sich dieser fast altmodische Thriller wohltuend von allen modernen Hochglanzproduktionen, um dem schnörkellos-effektiven Terrorkino der 70er und 80er zu huldigen. Eine lobenswerte Reminiszenz.

Daß Regie und Buch dabei absolut nichts Neues einfällt, sie mit dem inkonsequenten Ende gar jede Kreativität verläßt, ist zwar zweifellos schade, sollte Fans solider Genrekost aber nicht abschrecken.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...