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New In Town

Schnee von gestern

Eigentlich hat man das tiefverschneite Minnesota als Kinoliebhaber in bester Erinnerung, zumindest wenn sich FARGO, das nimmeralte Glanzstück der Coens, einem dermaßen ins Filmgedächtnis gebrannt hat, wie es beim Rezensenten der Fall ist. Das Schauen der vorliegenden Verlegenheits-RomCom könnte diese positive Verbindung vom 32. US-Bundesstaat und großem Kino gefährden, wäre sie nicht schneller vergessen als Schwiegermamas Geburtstag. Denn was die Coen-Brüder an erzählerischem Gespür, Sensibilität für originäre Charaktere und subtilem Humor in ihr Werk zu packen vermochten, geht den Machern von NEW IN TOWN vollkommen ab.

Wie schon dem einfallslosen Titel zu entnehmen, wechselt jemand die Residenz, und zwar muß die Karrierefrau Lucy vom sonnigen Miami ins zugeschneite New Ulm, Minnesota, umziehen. Das Großunternehmen, bei dem Lucy gern bald Vize-Chefin wäre, will dort nämlich die lokale Fabrik dicht machen, und Lucy soll diese „Umstrukturierung“ beaufsichtigen. Und wie es die Genreregeln und angeblich auch die meisten Zuschauer so wollen, begegnet sie in New Ulm nicht nur den liebenswertesten und kauzigsten Menschen wo gibt, die sogleich ihr angefrösteltes Stadtmädchen-Herz erwärmen, sondern auch noch dem Mann, den sie eigentlich schon immer wollte, es aber nur noch nicht wußte. Nun will sie nicht mehr bei der Schließung, sondern den netten Menschen von New Ulm helfen und geht in High Heels auf die Barrikaden.

Man mag es mutig nennen, daß der Film an keiner Stelle versucht, die zentrale Liebesgeschichte spannend zu machen. Stattdessen verläßt man sich spannungstechnisch mehr auf die Frage: Wird Lucy die örtliche Fabrik vor der Schließung retten können? Nun, ohne zu viel zu verraten – denn dieser Film verrät sich an jeder Stelle selbst – sie kann. Wie sie das aber anstellt, ist dann nicht nur unoriginell, sondern zudem äußerst unglaubwürdig.

Einziger Lichtblick in dem durchsichtigen Treiben ist J.K. Simmons, der saucoole Papa aus der ungleich besseren Komödie JUNO, der hier den knurrigen Vorarbeiter geben muß. Bei ihm wird es bald höchste Zeit für eine Hauptrolle. Renée Zellweger jedenfalls wünscht man nach ihrer Alibi-Vorstellung in NEW TOWN mal Ferien. Minnesota soll ja ganz schön sein …

Originaltitel: NEW IN TOWN

USA 2009, 97 min
FSK 0
Verleih: Senator

Genre: Romantik, Komödie

Darsteller: Renée Zellweger, Harry Connick Jr., J.K. Simmons, Frances Conroy, Siobhan Fallon Hogan

Regie: Jonas Elmer

Kinostart: 26.11.09

[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...