Originaltitel: A SIMPLE FAVOR

USA 2018, 118 min
FSK 12
Verleih: StudioCanal

Genre: Drama, Thriller, Psycho

Darsteller: Anna Kendrick, Blake Lively, Henry Golding

Regie: Paul Feig

Kinostart: 08.11.18

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Nur ein kleiner Gefallen

Trotz aller Freundschaft

Ob man die Aussage, „Du bist so nett, ich frage mich, wie Du bisher überleben konntest!“ als Kompliment, Beleidigung oder gar Kampfansage betrachtet, ist eine Frage der Persönlichkeit. Oder auch der bisherigen Vorerfahrungen. Stephanie scheint sich darüber zu freuen, sieht sie sich doch selbst als „Problemlöserin“, betreibt einen VLOG, in dem sie Cupcake-Rezepte und lustige Basteltips an andere Mütter weitergibt, und ist ansonsten der Typ „niedlich aber verklemmt.“ Emily, die Komplimentemacherin, gibt hingegen den Wallemähnen-Vamp und kann nur mit einem ordentlich gemixten Martini und eloquentem Zynismus ihr Glamour-Leben überhaupt ertragen.

Die fragwürdige Freundschaft der beiden ungleichen Frauen inszeniert Paul Feig nach dem US-Bestseller „A Simple Favor“ von Darcey Bell mit allen Ingredienzien einer schwarzen Komödie. Nebst einer gehörigen Portion paßgenauer Dialoge, die nicht zu tief schürfen, aber trotzdem eine legere bis sexy-bitchy Grundstimmung à la „Sex And The City“ oder „Desperate Housewifes“ versprühen.

Hier gehen zwei Frauen an den Start, die sich nichts schenken. Beide haben nicht nur dunkle Geheimnisse, sondern auch jede für sich ihren Ehrgeiz, dem Leben das Beste abzutrotzen. Nur haben Stephanie und Emily eben sehr verschiedene Vorstellungen davon, was das Beste ist. Stephanie will in der Schule ihres Sohnes als volontierende Turbo-Mutter glänzen, während Emily den Schleudersitz heraus aus ihrem busy Leben in der Modebranche sucht. Und das trotz des perfekten Hauses und eines zur Schau gestellten grandiosen Sexlebens mit einem gutaussehenden, wenn auch leider erfolglosen Schriftsteller. Jedenfalls bittet sie Stephanie eines Tages wieder einmal, ihren Sohn nach der Schule mit zum „Playdate“ zu nehmen, um ihn dann einfach nicht mehr abzuholen. Ihr Verschwinden löst eine Kettenreaktion an Ereignissen aus, die Stephanies gutgläubige Naivität an ihre Grenzen bringt. Aber ihr Pragmatismus hilft, Emilys Spur stoisch zu verfolgen.

Feig jongliert mit den Stereotypen seiner Figuren, um dann ihre Persönlichkeiten akribisch aufzubrechen. Dabei gelingt ihm ein unterhaltsamer, mit lässigem Soundtrack (unter anderem Musik von Serge Gainsbourg) garnierter Psychotrip in die Abgründe von Beziehungen. Denn das Interessanteste an der Geschichte ist sicher die Entblätterung menschlicher, aber vor allem weiblicher Selbstwahrnehmungen und Egoismen in Zeiten, in denen sich alles um das perfekte Selfie dreht.

[ Susanne Kim ] Susanne mag Filme, in denen nicht viel passiert, man aber trotzdem durch Beobachten alles erfahren kann. Zum Beispiel GREY GARDENS von den Maysles-Brüdern: Mutter Edith und Tochter Edie leben in einem zugewucherten Haus auf Long Island, dazu unzählige Katzen und ein jugendlicher Hausfreund. Edies exzentrische Performances werden Susanne als Bild immer im Kopf bleiben ...