Originaltitel: LES FEMMES DU 6ÈME ETAGE

F 2010, 106 min
FSK 0
Verleih: Concorde

Genre: Komödie, Poesie, Romantik

Darsteller: Fabrice Luchini, Sandrine Kiberlain, Natalia Verbeke, Carmen Maura, Lola Dueñas

Regie: Philippe Le Guay

Kinostart: 03.11.11

3 Bewertungen

Nur für Personal!

Warmherziges Kino mit herzpochendem Finale

Der Einstieg lockt kurz auf die falsche Fährte. Da sprechen Frauen unterschiedlichen Alters mit einem bauchkribbelnden Spanisch, was sie an Frankreich mögen und was nicht, und sie beteuern dabei, daß sie arbeiten können. Nein, NUR FÜR PERSONAL! ist keine Dokumentation, es ist Kino, richtiges Kino mit einer geschliffenen Portion gut ausgeleuchteten Gefühls, mit Lachern und Seufzern, mit einer Geschichte vom Wandel, von Ungerechtigkeit und Solidarität, von Sehnsucht und Liebe auf Umwegen. Und nicht zu vergessen – wir reden hier von richtigem Kino mit ans Herz gehenden Figuren, gegeben von formidablen Darstellern, von denen man im Einstieg einige gleich kennenlernen durfte, neben anderen die sich hier einordnende, aber dennoch herausragende Carmen Maura.

Nach dieser Exposition geht es sofort in die Gutbürgerlichkeit eines gewissen Monsieur Joubert, dessen Tag zu entgleisen droht, weil die Haushälterin die Sache mit dem Dreieinhalbminuten-Ei nicht ernst genug nimmt. Da spielt auch plötzlich keine Rolle mehr, was de Gaulle im Radio plärrt, der Tag ist im Eimer. Irgendwann hat die französische Haushälterin die Faxen dicke, sie kündigt unter lautem Protest, und die Jouberts schauen sich neu um. Spanierinnen sollen fleißig sein, sauber außerdem und ach so zuverlässig. Wie gut, daß im sechsten Geschoß des Hauses Joubert gleich mehrere von ihnen auf engstem Raume hausen. Maria wird es sein, die sich bei Madame und Monsieur empfiehlt, das Hausherrenherz bereits mit dem perfekten Ei in neuen Tritt versetzt und ihren ersten Probedienst gar aufs Beste besteht.

Dem sind das Öffnen des Fensters vorausgegangen und der Kettenruf über den Innenhof: „Dolores! Carmen! Teresa! – Ayudame!“ – spanische Bilderbuchsolidarität, weshalb Maria die riesige Wohnung im Rekordtempo auf Hochglanz wienert, und der Film nun unmißverständlich seine Botschaft verankert: Menschlichkeit! Der folgen im Laufe des – obwohl in den 60ern angesiedelt – zeitlos wirkenden Werks noch Appelle an Würde, Stolz und – jawohl – Liebe, sehnsuchtsvolle Liebe! Denn die eifersüchtelnde Gattin wirft Joubert auf Grund eines Mißverständnisses hinaus, und wohin zieht der Geschaßte? Dahin, wo er noch nie war, obwohl er in diesem Haus geboren wurde – jawohl, in den sechsten Stock zu den Gastarbeiterinnen, in die Nähe Marias!

Es ist ein wundervolles Märchen einer ungewöhnlichen Freundschaft, es erzählt vom Naherücken verschiedener Stände, von einer auf den ersten Blick unmöglichen Paareskonstellation. Philippe Le Guay scheut da auch nicht vor mildem Kitsch zurück, was völlig okay geht – er erzählt eine einfache, in ihrer Einfachheit aber geradezu berückende Geschichte, die im übrigen mit einiger Konsequenz ersponnen ist: Joubert ist ja Finanzmakler, da liegt es auf der Hand, daß der vom Leben und Marias Temperament wachgeküßte Kauz die Putzdamen entsprechend berät. Woraufhin ihr Geld nicht länger unterm Kopfkissen zerknittert, sondern sich in Aktien von deutschem Stahl und französischem Öl vermehrt.

Selbst Finanzgeschäfte haben hier etwas Gerechtes und Unschuldiges – solch einer Träumerei, dem scheuen Täubchenblick des unvergleichbaren Fabrice Luchini und diesem herzpochenden Wäscheleinenfinale gibt man sich nur zu gern im Kino hin. Ach ...

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.