Originaltitel: PACIFICTION

F/Spanien/Portugal/D 2022, 165 min
FSK 6
Verleih: Filmgalerie 451

Genre: Schräg, Drama

Darsteller: Benoit Magimel

Regie: Albert Serra

Kinostart: 02.02.23

Noch keine Bewertung

Pacifiction

Pacifiction

Einer der faszinierenden Effekte, die ein LSD-Trip hervorrufen kann, ist die Ausdehnung der Zeit. Genauer: des Zeit-, also Weltempfindens. Die Ewigkeit einer Minute – und was in dieser alles zu entdecken ist. Oder auch nicht.

Es liegt was in der Luft. Irgendwas bahnt sich an, scheint es, im paradiesischen Idyll Tahitis; in Französisch-Polynesien, wie man auch in postkolonialen Zeiten noch sagen darf. Schließlich leistet sich Frankreich hier noch einen Hochkommissar. De Roller heißt der Regierungsbeamte und changiert im polynesischen Gesellschaftsgefüge agil und wortreich zwischen Offiziellem und Halblegalem, ist mal Vermittler, mal Verhinderer. Ist Manipulator – oder eher Manipulierter? Denn irgendwas bahnt sich an, glaubt De Roller. Gerüchte über neue Atombombentests verunsichern die Insulaner, seltsame Gestalten stellen seltsame Fragen, ein U-Boot, das noch keiner gesehen hat, soll zwischen den Atollen kreuzen.

165 Minuten geht Albert Serras Film PACIFICTION. Eine kleine Ewigkeit – und was darin zu entdecken ist (oder eben nicht), hängt davon ab, wie man sich einläßt auf diesen Kino-Trip, der exaltiert und kontemplativ, hypnotisch und ernüchternd (für manche sicher auch ermüdend) zugleich ist. PACIFICTION dimmt rigoros den Erzählpuls, nimmt jegliches Tempo aus dem Geschehen, dehnt die Zeit – und mit dieser die Frage: Was bahnt sich hier eigentlich an? Eine Verschwörung, Paranoia?

De Roller (phantastisch somnambul: Benoît Magimel) wird die Antwort nicht finden. Und ob die irre Antwort, die der Film den Zuschauern bietet, wirklich eine ist, bleibt selbst eine Frage. Eine des ganz persönlichen Zeit- und Weltempfindens.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.