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Paradise Girls

Die Hölle, das sind die anderen

Episode 1: Die Japanerin Miki führt in Tokio eine unbeschwerte Beziehung mit ihrem holländischen Freund Benny. Als dieser nach Amsterdam zurückkehrt, beschließt sie spontan, ihm zu folgen. Dort angekommen muß sie feststellen, daß sie in seinem alltäglichen Leben keinen Platz hat. Episode 2: Pei Pei arbeitet im Imbiß ihres Vaters in einer holländischen Kleinstadt. Sie ist dort aufgewachsen, und die plötzliche Entscheidung ihres Vaters, den Imbiß zu verkaufen und nach China zurückzukehren, stellt sie vor die Aufgabe, ihr eigenes Leben in die Hand zu nehmen. Episode 3: Shirley lebt mit ihrem kleinen Sohn in Hongkong. Als bei dem Jungen ein schwerer Herzfehler diagnostiziert wird, muß sie das Geld für eine teure Operation als Bittstellerin auftreiben.

Man geht mit gemischten Gefühlen aus dem Kino. Gut gefällt der nüchterne und ehrliche Geist des Films. Zum Beispiel in der ersten Episode, wenn Miki und Benny anstatt miteinander zu reden, erstmal Sex haben, um auf heile Welt zu machen, der Krach aber unausweichlich ist, weil man so keine Probleme lösen kann. Oder in Episode 2, die mit einigem prosaischen Gehalt das Problem der eigenen kulturellen Identität in einer fremden Kultur beschreibt. Nur leider wirkt der Film bis hierhin recht gekünstelt, stakkatohaft, nicht so geschmeidig wie zum Beispiel BROKEN FLOWERS, der sich einer ähnlichen Erzählhaltung bedient. Die Tragik des dritten Teils ist dann allerdings überwältigend. Am deutlichsten wird dies in einer Szene, in der Lok Lok unbekümmert, unbelastet und unschuldig am Tisch sitzt, mit dem Essen spielt, nicht ahnend, daß seine Angehörigen über sein Schicksal beraten, unwissend, daß sein Leben auf dem Spiel steht.

Nun würde man gern sagen, daß PARADISE GIRLS ebenso poetisch ist wie vergleichbare Werke von Yasujiro Ozu. Aber Fow Pyng Hu hat seine eigene filmische Sprache noch nicht gefunden. Seine Dialoge erreichen nur in manchen Momenten eine spirituelle Stärke und eine tiefergehende Korrespondenz mit dem cinematographischen Bild. Erste gute Ansätze sind vorhanden, den Rest wird er in seinen nächsten Filmen beweisen müssen.

Originaltitel: PARADISE GIRLS

NL/D 2004, 97 min
Verleih: Flax Film

Genre: Drama, Erwachsenwerden

Darsteller: Kei Katayama, Eveline Wu, Jo Koo

Stab:
Regie: Fow Pyng Hu
Drehbuch: Fow Pyng Hu

Kinostart: 08.12.05

[ Michael Bolte ]