Originaltitel: REAL STEEL

USA 2011, 127 min
FSK 12
Verleih: Disney

Genre: Science Fiction, Action, Drama

Darsteller: Hugh Jackman, Dakota Goyo, Evangeline Lilly

Regie: Shawn Levy

Kinostart: 03.11.11

1 Bewertung

Real Steel

Kleinjungen-Kino und ein Zacken mehr als nur Billigblech

Das muß der in aller Beschränktheit leidenschaftlichen Fantasie eines Kleinjungen entsprungen sein: Die Imagination einer Zukunft, in der Männer (Kleinjungen, die sich schon rasieren müssen!) ihr Geld damit verdienen, daß sie riesige Roboter mit einer Fernbedingung dirigieren. Wer das jetzt schon geil findet, gehört mit Sicherheit zur Kleinjungen-Klientel. Und dem sei versprochen: Es kommt noch besser. Denn ums krause Fantasiekraut richtig fett zu machen, sind diese Roboter, um die es hier geht, Kampfroboter, die in jener Zukunft übernommen haben, was heute noch Menschen machen. In einen Ring steigen und boxen. Bis die Bleche scheppern, die Bolzen fliegen, die Elektroden glühen. Und am Rand des Ringes stehen die Besitzer dieser Roboter an ihren Fernbedienungen, und die Massen jubeln, denn dieser „Sport“ ist das ganz große Ding.

In dem mischt auch Charlie mit. Allerdings auf unterstem Level. Als Showeinlage bei Rodeos oder in halblegalen Werkhallen-Fights. Denn ja, Charlie und sein Blechkämpfer müssen nehmen, was sie kriegen. Die Schuldner sitzen im Nacken und verteilen durchaus auch harsche Schläge in diesen, wenn die Raten ausbleiben. Doch als hätte Charlie damit nicht genug Ärger, steht eines Tages sein kleiner Sohn Max auf der Matte. Den hat Chaot Charlie seit der Geburt nicht mehr gesehen, und begeistert ist er nicht, als der nervig selbstbewußte Racker in sein Leben dringt. Zudem der bald noch einen ausrangierten Sparring-Roboter namens „Atom“ im Schlepptau hat. Ein Auslaufmodell, ähnlich wie Chris. Und doch die Chance auf einen Neubeginn.

Wie gesagt: beschränkte Fantasie. Ein Leichtes, sich über die Überraschungsarmut des Drehbuchs oder mimische Begrenztheit eines Hugh Jackman (Charlie) auszulassen. Doch manchmal, etwa an den Tagen, in denen der innere Kleinjunge quengelt, ist ein Film wie REAL STEEL einfach das Richtige. Gnadenlos spult hier eine allzu bekannte Hollywood-Dramaturgie ab. Na und? Schließlich ist schon cool, wie dieses Kino den Emotionsdosierungsregler stetig hochfährt. Da zappelt man dran wie ein Roboter an der Fernsteuerung.

Rasant inszenierte Blechkloppereien, sentimentale Vater-Sohn-Annäherung, Außenseiter, die es den doofen Saturierten zeigen ... und ein kokettes Schielen auf Sci-Fi- und Boxfilmklassiker, ob dem REAL STEEL sich als nicht ganz so infantil entpuppt, wie er vorgibt zu sein.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.