Originaltitel: RED

USA 2010, 111 min
FSK 16
Verleih: Concorde

Genre: Action, Komödie

Darsteller: Bruce Willis, John Malkovich, Helen Mirren, Morgen Freeman

Regie: Robert Schwentke

Kinostart: 28.10.10

9 Bewertungen

R.E.D.

Herrlich abgefahrene, explosive Kaffeefahrt

Der Mann ist im Ruhestand, funktioniert aber noch immer wie ein perfektes Uhrwerk. Punkt 6 Uhr raus aus den Federn, verläßlicher Morgenurin, muskelkitzelnder Morgensport und am Telefon herzkrabbelnder Morgenflirt mit einer jungen Frau von der Rentenstelle. Daß bei Frank, von einem bestaunenswert gutaussehenden Bruce Willis serviert, irgendetwas nicht zum Rentnerdasein paßt, wird schnell klar, als eine Horde maskierter Scharfschützen in sein Haus schleicht, um kurz darauf trotz Überzahl ins Gras zu beißen – Frank macht sie einfach platt, und zwar in einer Art, wie wir sie an Good Ol’ Baldhead Bruce so lieben. Harte Kante, gezielte Schüsse, knackende Schläge und aus die Maus!

Damit sind wir mittendrin in einer reichlich wüsten, herrlich unterhaltsamen Geschichte, die jene ostige TV-Weisheit, daß Rentner niemals Zeit hätten, prächtig unterfüttert. Frank kriegt raus, daß er und weitere Pensionäre auf einer Todesliste der CIA stehen – sie alle waren einst selbst im Einsatz für den Verband. Nun kreuzt Frank, quasi das Küken in der Runde, bei seinen alten Feuergefährten auf: Er holt Joe aus dem Altenheim, lockt Marvin aus dem Verschwörungsbunker, und die holde Victoria ist auch nicht ganz freudlos, daß sie das Kaffeeservice einfach mal Alte-Leute-Geschirr sein lassen und dafür eine saftige Pump Gun zu Leggins tragen kann. Die Viererbande wird ergänzt durch die sich nicht ganz freiwillig dazugesellende Sarah – yep, die junge Dame vom Rentenstellentelefon – denn schließlich droht ihr Gefahr durch die Bekanntschaft zu Frank, und der will ja auch noch einmal seinem alternden Herzen Gutes zumuten.

Einer stringenten Logik in dieser Geschichte folgen zu wollen, ist mühselig und Unsinn – nicht, daß es keinerlei Logik gäbe. Die aber ordnet sich der Gesamtrezeptur eines krachigen und fabelhaft abgedrehten Unterhaltungsspaßes unter und speist sich eher aus den absurden Reaktionen des reichlich skurrilen Figurenkabinetts. Malkovich gibt einmal mehr die durchgeknallte Type mit dem Wahnsinnsblick und den knackig sitzenden One-Linern, Bruce ist eh die geile Sau, Morgan Freeman gibt den Schalk vom Dienst und bringt eine gewisse Balance in die Runde – und Helen Mirren als Grande Dame an den Schießeisen mit neckischer Pelzkappe zu schweren Boots ist an sich eine Reise wert.

Gut tut dem Film, daß er seine Frechheit und Frische kaum aus abgestandenen Altenteilscherzen bezieht, der Stoff dieser augenzwinkernd betagten Gegenwehr ist einfach heiß genug, als daß es Kalauer über blaue Pillen, Kreuzschmerzen und Inkontinenzhöschen bedürfe.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.