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Return To Dust

Das Glück im Brutkasten

Eigentlich ist er nur ein großer durchlöcherter Pappkarton, dieser Brutkasten. Bauer Ma hat ihn improvisiert, von den Nachbarn geborgte Eier hineingelegt und darüber eine wärmende Lampe befestigt, welche er nun schwenkt. Licht scheint aus den Löchern, tanzt über die Wände des kargen Heims, Gattin Guiying schaut zu. Kindlich erfreut, schüchtern. Ein glücklicher Moment.

Sie wurden kürzlich quasi zwangsverheiratet – Guiying, die körperlich Versehrte, von ihrer Familie in einem Verschlag Gehaltene. Ma, der Duldsame, immer die andere Wange Hinhaltende. Er zieht die Gesellschaft seines Esels der anderer Menschen vor, lebt verarmt. Zwei einander nun zugeteilte am äußeren gesellschaftlichen Rand Stehende. Und das Beste, was ihnen passieren konnte. Man spricht vorerst selten miteinander, kann es kaum, auch Berührungen finden nicht statt. Und dennoch wächst aus langsamer Gewöhnung aneinander Zuneigung. Keine glitzernde, rauschende; etwas Stilles, Verborgenes. Ma sieht Guiying. Guiying kümmert sich um Ma. Beides zum ersten Mal. Da bedeutet „Sei vorsichtig!“ so viel mehr.

Was Li Ruijun mit einer Mischung aus Nüchternheit und Hingabe beobachtet, sorgfältig das fragile emotionale Gleichgewicht wahrt. Er akzentuiert Szenen durch nur punktuell vorüberschwebende Musik, ringt hartem Ringen ums tägliche Brot berauschende Bilder ab, fokussiert auf kleine Gesten mit großer Aussage. Und läßt vor allem Ma würdevollen Stolz inmitten einer eisigen Welt, die ihm wortwörtlich Blut für einen Großgrundbesitzer abzapft, das Paar zwangsverstädtern will. Das Schicksal spielt seine Karten da letztlich zwar zerstörend tragisch, doch die Liebe bleibt.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...