Originaltitel: RIFKIN’S FESTIVAL

USA/Spanien/I 2020, 92 min
FSK 12
Verleih: Filmwelt

Genre: Komödie

Darsteller: Gina Gershon, Christoph Waltz

Regie: Woody Allen

Kinostart: 07.07.22

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Rifkin’s Festival

Die Sache mit der Bedeutungslosigkeit

Manche nennen ihn auch Grinch, den alternden Filmdozenten Mort Rifkin, der die großen Klassiker des Kinos mit ebenso kenntnisreicher Hingabe verehrt, wie er die zeitgenössische Filmkunst verdammt. Daß Rifkins Frau als Presseagentin für einen jungen französischen Regiestar arbeitet, macht die Sache nicht leichter. Im Gegenteil. Beim Filmfest in San Sebastián treffen alle aufeinander – was dem nicht nur zeternden, sondern auch hypochondrischen Grinch bald ein fieses Stechen in der Brust verursacht. Das indes umgehend einem echten Herzschmerz weicht, als der alte Stoffel die Praxis der attraktiven Ärztin Jo Rojas aufsucht.

Ja, die Kritik blubberte schon ihre Standard-Sprechblasen ob Woody Allens neuen Films: Auch der sei nur noch ein Abklatsch verblichener Größe, pflege zudem ein „fragwürdiges Frauenbild“, das, so der aufgeklärte Zeitgeist, tatsächlich schon immer ein Problem an Allen-Filmen sei. Na ja, als ob in diesen die Männer so toll abschneiden würden! Eitel, egomanisch, selbstmitleidig sind sie alle. Zur Ehrenrettung gereicht ihnen bestenfalls ihr Humor. Mr. Rifkin reiht sich da ein. Einer, über den die Zeit hinweggegangen ist, der nur noch in Träumen zu Hause ist, die allerdings großartig nach Filmklassikern aussehen. Bis hin zur Strand-Schachpartie mit Gevatter Tod, der Rifkin Tröstliches zu sagen hat: Daß das Leben bedeutungslos ist, heiße nicht, daß es leer sei!

Wie gut oder schlecht Allens Filme im Einzelfall auch jeweils sind: Es ist genau das, wovon sie erzählen. Immer wieder, anrührend starrsinnig altmodisch, mal zeternd, mal müde lächelnd, mit allem auch wehmütigen Selbstzitat verbleichender Größe. Kann man bedeutungslos finden. Leer ist es deshalb nicht.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.