D 2016, 84 min
FSK 0
Verleih: Universum

Genre: Computeranimation, Kinderfilm, Abenteuer

Stab:
Regie: Thomas Bodenstein
Stimmen: Christoph Maria Herbst, Jella Haase

Kinostart: 19.01.17

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Ritter Rost 2: Das Schrottkomplott

Arbeitslos und Spaß dabei

Eigentlich war er mal ein Ritter. Aber weil es in seiner idyllischen Heimat Schrottland einfach keine Kriege gibt, wird Rösti, wie Ritter Rost liebevoll von seinen Freunden genannt wird, von heute auf morgen arbeitslos. Um nicht wie seine Ritterkollegen in die Depression zu verfallen, erfindet der grüne Mann aus Blech allerlei Dinge: fliegende Pferde und Schiffe, Tierchen, die Metall fressen und, und, und ... Diese tollen Erfindungen wirft der Mann aus Blech schnell auf den freien Markt, denn er ist zuallererst ein Geschäftsmann.

Es ist eine knallharte kapitalistische Welt, die die Macher von RITTER ROST 2 da in Kinderhände legen. Die Staatskassen von Schrottland sind leer gespült, die Polizei regiert, und Rösti muß lernen zu überleben. Von Arbeitslosigkeit und Mindestlohn ist die Rede und von einem überforderten Finanzhaushalt, weil die Königstochter lieber in teure Luxuskutschen investiert.

Das ist eine sehr aktuelle und politische Interpretation einer Kindergeschichte, immerhin ist RITTER ROST zuallererst ein phantasievolles Märchen, in dem seit über 20 Jahren ziemlich witzige Figuren ihr Unwesen treiben. Da sind die eitle Prinzessin Magnesia mit ihrem spitzen Kußmund, das mutige Burgfräulein Bö, der kleine fliegende Geist oder der zweiköpfige Drache. Der Autor und Illustrator Jörg Hilbert erfand den grünen Ritter und seine Freunde und machte sie gemeinsam mit dem Komponisten Felix Janosa zu einer beliebten Kinderbuchfigur.

Der erste RITTER ROST-Animationsfilm vor drei Jahren war mit über 600.000 Zuschauern erfolgreich in den Kinos, und auch die neue Verfilmung ist wirklich unterhaltsam und mit witzigen Sprüchen ausgestattet: „Das ist oberaschelangweilig.“ Nur unsere wirtschaftspolitische Realität wurde am Ende zu einfältig über diese bunte Phantasiewelt gestülpt. Die Helden besiegen letztlich zwar Polizei und Korruption, der König erhält Mindestlohn, die Ritter aber werden zu prügelnden TV-Stars. Eine echte Gesellschaftsutopie hätte der Geschichte am Ende aber besser gestanden. Die Frage, wie wir in Zukunft eigentlich leben wollen, wäre in den Kinderköpfen auf der Suche nach Antworten sicher fündig geworden. Dann hätten wir unserem Rösti auch leichter verziehen, daß er seine Erfindungen allein des Geldes wegen an die Polizei verkauft hatte – ziemlich viel Kalkül für einen echten Helden.

[ Claudia Euen ]