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Route 181 – Fragmente einer Reise in Palästina-Israel

Der Weg ist das Ziel

Am 29.11.1947 beschloß die UNO, Palästina in einen jüdischen und arabischen Staat zu teilen, was so weder akzeptiert noch verwirklicht wurde und nach Ausrufung des Staates Israel 1948 zum Krieg führte. Bis heute tobt er, nicht nur in den Köpfen. Grund genug für zwei Filmemacher – Palästinenser der eine, Israeli der andere –, entlang dieser imaginären 1947-Grenze zu fahren, um die Bevölkerung Zeugnis ablegen zu lassen. Über beinahe zu kurze viereinhalb Stunden hinweg zeigen sich Gewalt und Entfremdung als erschütternde Derivate einer unendlichen Geschichte.

Im SÜDEN erfahren wir sofort: Ein Araber geht tot in Ordnung, ist lebendig jedoch Zeitverschwendung. Wie jede getroffene Aussage bleibt das unkommentiert – der unmäßig ausgeprägte Zionismus bringt seine eigene Kritik gleich mit. Allgemeine Einigkeit herrscht darüber, daß man einst friedlich nebeneinander existieren konnte, aber nun möchte nicht nur die kriegsbegeisterte Café-Besitzerin alle Palästinenser buchstäblich in die Wüste schicken. Die Frage nach dem "Warum?" vermag keiner zu beantworten, was den Stacheldraht-Produzenten freut, dessen Geschäft boomt.

Weiter geht die Reise Richtung ZENTRUM: Zerstörte Dörfer, militärische Willkür und Vertreibung sind nach wie vor an der Tagesordnung. Ein Friseur erinnert sich beim Haareschneiden an Vergewaltigung und Massenmord. Ständig geht die Kamera auf Konfrontationskurs mit Soldaten, welche sich für kleine Diktatoren halten, und zeigt Jerusalem als Herz des Konflikts.

Endpunkt des dreiteiligen Mammutwerkes stellt der NORDEN dar, welcher seltsam isoliert scheint. Während eine alte Frau unter Tränen persönliche Erlebnisse rekapituliert, steht die jüngere Generation ihrer Historie desinteressiert gegenüber. Umso größeres Mißtrauen schlägt den Regisseuren entgegen. Das allerletzte Gespräch allerdings ist in seiner todtraurigen Versöhnlichkeit gleichsam Hoffnungsträger wie auf den Punkt gebrachte Aussage: Es gibt Alternativen zu Haß und Angst.

Originaltitel: ROUTE 181 - FRAGMENTS OF A JOURNEY TO PALESTINE-ISRAEL

F/Belgien/D/GB 2003, 270 (84/105/86) min
Verleih: mec

Genre: Dokumentation, Polit

Stab:
Regie: Michel Khleifi, Eyal Sivan
Drehbuch: Michel Khleifi, Eyal Sivan
Produktion: Michel Khleifi, Eyal Sivan

Kinostart: 05.08.04

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...