Originaltitel: SCOOP

GB/USA 2006, 96 min
Verleih: Concorde

Genre: Komödie, Thriller

Darsteller: Woody Allen, Scarlett Johansson, Hugh Jackman, Ian McShane

Regie: Woody Allen

Kinostart: 16.11.06

Noch keine Bewertung

Scoop – Der Knüller

Fabelhaft schrullige Thriller-Komödie

Ja, Woody Allen ist nach MATCHPOINT dem Terrain des Thrillers treu geblieben. Ja, der gute Woody hat dennoch seinem unnachahmlichen Gespür für Komisches freien Lauf gelassen. Und letztendlich jawohl, auch dem Gespür für kluge Entscheidungen, denn nach einigen Jahren Absenz spielt er wieder selbst eine größere Rolle. Schließlich ist es die zwar ungeschriebene, aber verläßliche alte Lex der Kinogeschichte, daß die Allen-Filme mit ihm eben doch die besten sind. Und dieser nun ist ein ganz wunderbares, doch bitte sehr auch altmodisches Stück Kino, das in seiner Thriller-Suspense und seiner nuancierten Figurenzeichnung ein Stück lang gar an Chabrol erinnert. Aber Woody war eh schon immer der europäischste Geschichtenerzähler Amerikas.

Zum Film: Wir sind nochmals in London, werden Zeuge von herzrührenden Tricks des altgewordenen Magiers Splendini, der sein wohlwollendes Publikum gern damit und über Maß begrüßt, daß es bezaubernd und eine Ehre für seine Rasse sei. Ein Leben in unaufgeregten Bahnen also, bis der Zauberer die junge Amerikanerin Sondra auf die Bühne bittet. Ihr erscheint in einer schrägen Zauberkastenperformance der bereits verstorbene Enthüllungsjournalist Strombel, der die ambitionierte Studentenzeitungsmacherin auf eine heiße Spur bringt. Diese hat mit dem Tarotkarten-Killer zu tun und führt in Adelskreise. Sondra und der alte Splendini spielen Detektiv. Doch Sondras Spürsinn geht ein wenig der Eifer flöten, als sie dem schwerverdächtigen, aber eben sehr, sehr attraktiven Aristokraten Peter begegnet. Ein Sixpack-Charmeur der ganz gerissenen Art ...

Ein wenig erinnert der Duktus dieser fabelhaft schrulligen Geschichte an Allens JADE SKORPION und ist doch ein ganz eigenständiger Exkurs in die Verdorbenheit des Menschen, in die Simplizität unserer Gefühle und übrigens auch eine herrlich romantisierend gefärbte Reise ins Jenseits. Wenn sich Strombel auf der Bootsfahrt durchs Nebelreich von Gevatter Tod kurzzeitigen Aufschub erlaubt, dann weiß man, vor dem Sterben muß sich keiner fürchten. Natürlich sind es vor allem Allens, die eigentliche Geschichte übertretende, kluge, witzige Gedanken zum Leben im ganz Allgemeinen: So warnt er vor Kindern, da man sie schließlich groß zieht, mit ihnen bangt und all das nur, um später von ihnen vorgeworfen zu bekommen, man leide schon an Alzheimer. Auch wenn Allen nichts sagt, sind die Lacher auf seiner Seite: da reicht es schon, wenn er per Handy telefoniert. Das ist echter Kulturenprall - urkomisch, pointiert und trotz vieler Groucho-Momente ganz einzigartig im Kino.

Zu Scarlett Johansson, aus der Woody Allen enormes komisches Talent kitzelt, ist tatsächlich schon viel gesagt worden. Dennoch ist man geneigt zu ergänzen, daß da so eine unstete Ahnung im Subtext mitschwingt: dieser Blick, dieser ungehörig poltrige Gang und immer wieder diese runden Kurven. Die Verbildlichung einer ziemlich verdorbenen Phantasie?

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.