Originaltitel: SEABISCUIT

USA 2003, 141 min
Verleih: UIP

Genre: Drama

Darsteller: Tobey Maguire, Jeff Bridges, Chris Cooper, William H. Macy

Regie: Gary Ross

Kinostart: 25.09.03

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Seabiscuit

Ein Mythos überholt sich selbst

Kennen Sie den? Zwei Jockeys treffen sich auf der Galopprennbahn: "He, was machst Du denn hier hinten? Dein Pferd ist schnell!" - "Ich betreibe Konversation." Zugegeben, der Film hat auch Witz. Und er hat William H. Macy in einer brillanten Gastrolle als Sportreporter. Aber das ist Nebensache. Weil klare Aussagen dominieren. In Kürze: "Jedes Pferd ist für etwas gut."

Dies hier nun ist eine Siegergeschichte mit Appellcharakter. Natürlich eine wahre Geschichte. Das verkannte kleine Außenseiter-Rennpferd Seabiscuit wird während der Wirtschaftskrise in den dreißiger Jahren zum Symbol der Hoffnung auf eine zweite Chance. Seinen Erfolg verdankt es einem Team, dessen Stärke die moralische Zusammensetzung ist. Eine richtige kleine rührende Pflegefamilie für Seabiscuit und für den angeschlagenen amerikanischen Geist.

Der Besitzer Charles Howard, der es mit ein paar Groschen in der Tasche in der Automobilbranche zum Millionär gebracht hat. Der Trainer, ein Pferdeflüsterer und Liebhaber von Marlboro-Romantik, der dem Pferd direkt in die Seele blickt. Der Jockey, der als Junge von seinen gebildeten, aber verarmten Eltern quasi ausgesetzt wurde. Mit einem Sack voller Bücher als Mitgift. Und die Frau dazu, Howards zweite Gattin, die ihn nach dem tödlichen Unglück seines Sohnes wieder auf die Beine bringt und ansonsten wie die anderen Frauen im Film eher dekoratives Beiwerk bleibt. Eingefügt werden dokumentarische Bilder aus den Jahren der Rezession, von einem Sprecher in den richtigen Zusammenhang gedrückt. Die Parole ist klar: durchhalten und weiter machen. Ein Film für den grenzenlosen Optimismus aller, die schon immer der Sonne nachritten. Didaktischer Einsatz im Arbeitsamt wird empfohlen. Zum Ende gibt es natürlich ein Duell, David gegen Goliath. Der kleine Seabiscuit aus Kalifornien gegen Warlord, diese nicht zu stoppende Wirtschaftsmaschine auf vier Beinen von der Ostküste. Amerika tritt gegen sich selbst an. Und das einstmals belächelte Kuhdorf Hollywood erringt nebenbei den historischen Sieg über seine eigenen New Yorker Kreditgeber.

Apropos Hollywood. Eines kann man dort ja bekanntlich wie nirgendwo: großes Hollywoodkino eben. Und wer es liebt, darf ohne Bedenken in SEABISCUIT gehen, um sich zu Dolby-Surround unter die zermalmenden Hufe der heranpreschenden Pferdeschar zu stürzen. Einfach die emotionalen Zügel lösen und den Tränen freien Lauf lassen.

[ Lars Meyer ] Im Zweifelsfall mag Lars lieber alte Filme. Seine persönlichen Klassiker: Filme von Jean-Luc Godard, Francois Truffaut, Woody Allen, Billy Wilder, Buster Keaton, Sergio Leone und diverse Western. Und zu den „Neuen“ gehören Filme von Kim Ki-Duk, Paul Thomas Anderson, Laurent Cantet, Ulrich Seidl, überhaupt Österreichisches und Skandinavisches, außerdem Dokfilme, die mit Bildern arbeiten statt mit Kommentaren. Filme zwischen den Genres. Und ganz viel mehr ...