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Streif – One Hell Of A Ride

Schwadronier-Lawinen vor Schneekanonen

Wer weiß, was das Hahnenkammrennen ist? Wer kennt die Streif und kann dazu was sagen? Okay, alle, die jetzt auf derlei Gefrage mit der schönen Gesten-Kombination aus unwissendem Kopfschütteln und gleichgültigem Schulterzucken reagieren, können im Grunde aufhören, hier weiterzulesen. Definitiv verrät Kopfschütteln-Schulterzucken den Skiabfahrt-Ignoranten, denn die Streif ist die berühmteste Skirennstrecke der Welt, befindlich in Kitzbühel, Österreich, wo dann auch unter dem Namen Hahnenkammrennen alljährlich „unvergeßliche Triumphe gefeiert und folgenschwere Tragödien durchlitten“ werden.

Der Ansicht ist jedenfalls der Pressetext zu STREIF – ONE HELL OF A RIDE. Ein, nun ja, Dokumentarfilm, der sich besagtes Skirennen zur Brust nimmt. Und zwar mit so einigem Getöse und Gedöns, mit peppigen Bildern von kernigen Kerlen vor Berglandschaft. Mit Schwadronier-Lawinen über Leistung und Willen und Risiko und Triumph. Und mit Bildern, die nichts erzählen, sondern visuell anstrengendes Muskelspiel jener Art zelebrieren, wie sie in jedem TV-Sportsender so ähnlich zu sehen sind.

Und selbst ein erst mal ja nicht uninteressanter Exkurs in die inzwischen 75jährige Geschichte des Hahnenkammrennens ändert daran nichts. Auch, weil diese Geschichte so fleckenlos weiß leuchtet wie die Wintersonne über Alpengletschern. Und vielleicht entspringt es ja auch einer gewissen Instinktsicherheit seitens der Filmemacher, ob all den sprachlichen Schneebällen à la „Disziplin-Willen-Triumph“, mit denen in STREIF – ONE HELL OF A RIDE geworfen wird, das semantische Feld eben nicht in jene Anfangsjahre auszudehnen, als solche Begrifflichkeiten zu jener dumm-strammen Ideologie gehörten, der ja auch österreichische Volksgenossen begeistert huldigten.

Ja, schon klar, man ist ein Spielverderber, wenn man immer wieder mit derlei kommt. Ist doch nur Sport! Und sieht man all die Naturburschen von überall auf der Welt, die Meister auf Skiern von heute und damals, die hier in die Kamera sprechen, begreift man, daß STREIF – ONE HELL OF A RIDE eben nichts als ein überlanger Werbeclip ist, der sich gern breitbeinig maskulin ans entsprechende Zielpublikum richtet. Sportskanonen zwischen Schneekanonen reden Pulvriges und schießen zu Tale. Dem oben erwähnten Ignoranten sei ehrgeizlos gemütliches Rodeln empfohlen. Oder richtiges Kino.

Österreich 2014, 110 min
FSK 6
Verleih: Red Bull Media House

Genre: Dokumentation, Sport

Regie: Gerald Salmina

Kinostart: 15.01.15

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.