Originaltitel: THE COLD LIGHT OF DAY

USA 2012, 93 min
FSK 16
Verleih: Concorde

Genre: Thriller, Action

Darsteller: Henry Cavill, Bruce Willis, Sigourney Weaver

Regie: Mabrouk el Mechri

Kinostart: 03.05.12

1 Bewertung

The Cold Light Of Day

Spaniens Blüten

Wenn Eltern ihre erwachsenen Jungs auf eine Yacht einladen, um sieben Tage lang jenes verlorene Familienglück zu zelebrieren, das sie gemeinsam wahrscheinlich nie hatten, liegt immer etwas Rauch in der Luft. Früher oder später wird es qualmen auf dem Kahn. Bei den Shaws ist es nicht anders. Allerdings haben sie sich bis dahin noch gar nicht weit von Spaniens Küste entfernt. Sie schaukeln so dicht dran, daß Will, der große Sohn, noch an Land schwimmen kann, nachdem Vater Martin ihn das erste Mal zusammengefaltet und sein Handy ins Meer geschmissen hat. Kann ein lustiger Törn werden.

Törn? Als Will sich nach dem Stadtgang beruhigt hat und in die Bucht blickt, wo das Boot ankern müßte, sieht er – nichts. Ausbüx aus Frust? Schlimmer: Es gab einen Überfall, eine Entführung. Die örtliche Polizei stellt sich etwas komisch an, als der junge Amerikaner um Hilfe bittet. Eine erste Verfolgungsjagd bringt Will im Gebüsch zunächst wieder mit Daddy zusammen, der seinem Sohn auf der Fahrt nach Madrid allerdings ein paar Lügen gestehen muß. Nein, er ist kein Unternehmensberater, nein, er bucht keine Gospelquartette für Picasso-Kenner, er ist CIA-Agent und in einer brenzligen Lage. Wenig später schon – das muß hier ohne Häme verraten werden – verläßt Martin und damit Bruce Willis THE COLD LIGHT OF DAY. Und ein solider, im Wesentlichen überraschungsfreier Actionthriller kommt in die Gänge.

Es ist eine verwegene Koproduktion unter Hollywoods Federführung. Denn seit Jahren war kein ausländisches Großprojekt zu Gast in Spanien und vor allem nicht in der Hauptstadt, wo sich tags und nachts – wohl sehr zur Freude des Tourismusbüros – eine Handlung entspinnt, die auf kein angenehm altmodisches Element verzichtet. Der französische Regisseur Mabrouk el Mechri vernetzt Fehden in und zwischen den Geheimdiensten CIA und Mossad mit heldischem Gestürze auf Dächern und Straßen. Es geht um Leben und auch um Tod, Aktentaschen, Ultimaten, schlecht geladene Pistolen und schwere Schußverletzungen, die dem Opfer trotzdem solch gesunde Mobilität gewähren, wie man sie sich als Betrachter allein fürs tägliche Leben wünscht.

Das Ungewöhnlichste ist noch, daß Will – obwohl alle Indizien zunächst dafür sprechen – keine der üblichen Lovestorys erleben darf. Oder muß. Henry „Will“ Cavill ist ja demnächst Superman, dann aber …

[ Andreas Körner ]