Originaltitel: THE DESCENDANTS

USA 2011, 115 min
FSK 12
Verleih: Fox

Genre: Tragikomödie

Darsteller: George Clooney, Shailene Woodley, Amara Miller, Nick Krause, Beau Bridges, Robert Forster

Regie: Alexander Payne

Kinostart: 26.01.12

10 Bewertungen

The Descendants

Tragikomische Vaterwerdung auf Hawaii

Never Change A Winning Theme – dieses Prinzip scheint Alexander Payne, Regisseur und Autor solcher Kritikerlieblinge wie ELECTION, ABOUT SCHMIDT und SIDEWAYS, ganz und gar verinnerlicht zu haben. Und so ist auch sein neuestes Werk die Adaption eines semi-erfolgreichen Romans, der, in der amerikanischen Mittelschicht angesiedelt, einen männlichen Protagonisten durch dessen große Lebenskrise begleitet. Und obwohl Mr. Payne seinen bisherigen Erfolgsautoren Jim Taylor (hier immerhin Ko-Produzent) gegen zwei neue Mitstreiter eingetauscht hat, erweist er sich einmal mehr als Alexander der Große der kleinen Geschichten.

Wenngleich die Geschichte von THE DESCENDANTS, nimmt man’s genau, so klein nicht ist. Vom dramatischen Gehalt her ist sie für Paynes Verhältnisse sogar eine ganz schön große Nummer. Denn was Matt King, dem in seinem Lebensherbst angekommenen Rechtsanwalt und Familienvater, widerfährt, ist mit dem sonnigen Junggesellenausflug aus SIDEWAYS nicht zu vergleichen. Matts Frau Elisabeth liegt nach einem schweren Bootsunfall im Koma und soll nach eigener Verfügung bald nicht weiter künstlich am Leben gehalten werden. Matt hat nun die heikle Aufgabe, Familie und Freunde zum Abschiednehmen zusammenzutrommeln. Seine beiden Töchter sollen ihm beistehen, doch weder die 10jährige poltrige Scottie noch die schwer pubertierende Internatsrebellin Alex wollen ihm die Sache einfach machen und lassen den bis dato Rabenvater Matt ganz schön rudern, bevor er sie zu sich ins Boot holen kann. Als Matt dann noch erfährt, daß seine Frau eine Affäre mit einem jüngeren Mann hatte, ist das Chaos perfekt. Der Abschied von Elisabeth wird zur Herausforderung, bei der familiäre Zerreißprobe und neues Zusammenwachsen eng beieinander liegen.

Das ist eine Menge erzählerisches Holz, und der Film wäre sicher um einiges düsterer ausgefallen, wäre er nicht im wunderschönen Hawaii angesiedelt, das als kontraststarker, malerischer Hintergrund fungiert. Payne versteht es, die bei diesem Setting drohenden Klippen der Seichtheit zu umschiffen, was ihm vor allem dank eines hervorragenden Cast, aber auch durch sein exzellentes Gespür für die kleinen komischen Feinheiten in eigentlich tragischen Momenten gelingt. Ein weiteres Mal überzeugt er damit als humorvoller Chronist männlicher Lebenskrisen, mit respektabler Steigerung hinsichtlich Erzähltiefe und Starbesetzung. Eine reife Leistung.

[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...