Originaltitel: THE DOOR IN THE FLOOR

USA 2004, 111 min
Verleih: Tobis

Genre: Literaturverfilmung, Tragikomödie

Darsteller: Jeff Bridges, Kim Basinger, Jon Foster

Regie: Tod Williams

Kinostart: 21.10.04

Noch keine Bewertung

The Door In The Floor

Wie Irving das Erwachsenwerden sieht

Eddie träumt von der Schriftstellerei. Er will vom Leben berichten, ehrlich und wahrhaftig erzählen. Als er beim erfolgreichen Kinderautor Ted Cole einen Sommer lang Helfer und Praktikant sein darf, erhofft er sich, mehr über das Autorenleben zu erfahren.

Im malerischen Küstenort auf Long Island angekommen, lernt Eddie Teds Töchterlein Ruth kennen und Marion, seine Frau. Sie ist in sich gekehrt und abwesend, stets beschäftigt mit ihrer Trauer über den Verlust der beiden halbwüchsigen Söhne. Schweigsam und beobachtend erledigt Eddie Handlangerarbeiten. Er muß schnell erkennen, daß vor allem seine Fahrdienste benötigt werden. Ted wurde der Führerschein entzogen. Unbeirrt macht er sich weiter nützlich und kommt dabei Marion näher. Auch an ihr geht Eddies Anwesenheit nicht spurlos vorbei, und schon bald beginnen die beiden eine Affäre. Doch jeder Sommer geht vorbei.

Natürlich platzt den Puristen schon der Kragen, wenn sie hören, daß Tod Williams« THE DOOR IN THE FLOOR gerade einmal das erste Drittel von John Irvings Roman "Witwe für ein Jahr" zu Grunde liegt. Doch genau das ist auch die Stärke des feinfühligen und lakonischen Familiendramas. Statt hektischen Schilderungen von Aktion und Reaktion zu verfallen, nimmt sich Williams die Zeit, den Figuren ins Gesicht zu blicken. Geradezu intim offenbart er deren Innenleben und läßt ihnen dennoch genug Geheimnisse, um den Zuschauer zu fesseln. Vieles wird angedeutet, bleibt aber unausgesprochen. Auch Eddies Leidenschaft zu Marion kommt nur ganz allmählich und nachvollziehbar in Wallung. Kim Basinger und der stets zuverlässige Jeff Bridges überzeugen als Paar, das sich auseinandergelebt hat und einander dennoch zu gut kennt. Vor allem aber beeindruckt Jon Foster mit dem glaubhaften Porträt eines Jungen an der Schwelle zum Erwachsensein, jenseits aller klebrigen "Schlaf mit einer Frau, dann meisterst du das Leben!" - Klischees. Erinnerungen an die eigene erste Liebe und Enttäuschung werden wach.

So wie Eddie diesen Sommer sicher ein Leben lang in Erinnerung behalten wird, nimmt auch das Publikum Momente aus dieser bittersüßen Irving-Verfilmung mit nach Hause. Mit Irvings verschmitztem Tonfall gesegnet, aufrichtig und manchmal erstaunlich zurückhaltend - möglicherweise ist THE DOOR IN THE FLOOR einer der wenigen zeitlosen Filme in diesem Jahr.

[ Roman Klink ]