Originaltitel: THE DROVER’S WIFE: THE LEGEND OF MOLLY JOHNSON

Australien 2021, 108 min
Verleih: Cinemien

Genre: Western, Drama

Darsteller: Leah Purcell, Rob Collins, Sam Reid

Regie: Leah Purcell

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The Drover’s Wife

Ein Outback-Western und die Last des Sendungsbewußtseins

Australien 1893: Allein mit ihren kleinen Kindern und schon wieder hochschwanger – so wurde Molly Johnson von ihrem Mann zurückgelassen. Auf der kleinen Farm im unwirtlichen Outback, wo jeder Tag einer ist, den man dem Leben abtrotzt. Molly kann das, Molly ist hart. Hart im Nehmen, hart mit den Kindern, hart mit sich selbst. Doch dann taucht eines Tages dieser Aborigine auf. Yadaka heißt der, ein Mann auf der Flucht vor dem Gesetz. Und einer, der mehr über Molly weiß, als ihr lieb ist. Ein Wissen, das Gefahren birgt.

Schade, THE DROVER’S WIFE hat alle Voraussetzungen, die es braucht: eine klassisch starke Story, gerade auch in den Haken, die sie schlägt. Dazu starke Figuren und stimmige, staubig hitzeflirrende Bilder. Und doch – es geht nur in Teilen auf, was Leah Purcell, Drehbuchautorin, Regisseurin und Molly-Darstellerin in Personalunion, mit ihrem Outback-Western versucht. Dessen Manko ist nicht, daß er dezidiert feministisch ist (das ist ganz klar ein Punkt auf der Habenseite), sondern daß er, statt einfach zu erzählen, zu oft zu sehr ausstellt, was er erzählen, oder genauer: was er verkünden will. Wobei dann glatt auch mal die dramaturgische Stringenz zugunsten der wichtigen Botschaft auf der Strecke bleibt.

Erzählen stolpert über Sendungsbewußtsein – sicher, das hat man in Filmen oft. Allerdings nicht in australischen. Da ist man doch verwöhnt. Zu verwöhnt? Kann man das sein? Schwer zu sagen. Fakt ist: Neben seinen offenkundigen Schwächen hat THE DROVER’S WIFE auch ebensolche Stärken. Was überwiegt? Ins Kino gehen und selbst herausfinden!

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.