Originaltitel: LES CINQ DIABLES

F 2022, 97 min
FSK 12
Verleih: Mubi

Genre: Drama, Schwul-Lesbisch, Mystery

Darsteller: Adéle Exarchopoulos, Sally Dramé, Swala Emati, Noée Abita, Moustapha Mbengue

Regie: Léa Mysius

Kinostart: 13.04.23

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The Five Devils

Gerüche im Glas

Adéle Exarchopoulos auf ihre die Lippen schürzende Rolle in BLAU IST EINE WARME FARBE zu reduzieren, sollte sich spätestens jetzt erledigt haben. Anders wird man ihr die junge Mutter in THE FIVE DEVILS nicht abnehmen können, nicht ihre enorme Präsenz auf der Leinwand, ihre eleganten Sprünge in zwei Zeitebenen, die etwa zehn Jahre klammern. Es wird auch nicht gelingen, hier das Mystische im Drama zu goutieren, die fiebrige Spannung einer Schachtelhandlung, die dem bergigen Frankreich eine besondere Weite verleiht.

Exarchopoulos bekommt als Joanne ein starkes Mädchen an ihre Seite. Sally Dramé spielt die 8jährige Tochter Vicky mit Angela-Davis-Gedächtnisfrisur, was ihr von mobbenden Mitschülern schon mal den Hetzruf „Pobürste“ einbringt. Joanne kämpft wie eine Löwin um ihr Kind, doch Vickys seltsame Gabe nicht nur als Marotte abzutun, fällt auch ihr schwer. Die Kleine hat eine Obsession für Düfte und Gerüche. Nicht allein ihre Nase ist eine besondere, Vicky kann Düfte und Gerüche auch reproduzieren und in Gläsern konservieren. Dafür kocht sie schon mal eine tote Krähe und paart sie mit eigenem Urin. Diese Mischung zum Beispiel ist für Tante Julia bestimmt, Papas Schwester, die jetzt bei ihnen einzieht. Nach und nach entblättert sich mit ihr ein wuchtiges Stück Vergangenheit. Keinesfalls ohne Grund wird Julia schon mal „Lesben-Pyromanin“ genannt, gleichsam nicht grundlos sorgt ihr neuerliches Auftauchen für Wut im Dorf. Und Vicky ist die Botschafterin zwischen Jetzt und Gestern.

THE FIVE DEVILS von Léa Mysius ist so beiläufig queer wie ungreifbar kunstvoll, so elementar sinnlich wie raffiniert kalkuliert. Kino, auch das …

[ Andreas Körner ]