Originaltitel: THE GREEN KNIGHT

USA/Irland 2020, 131 min
FSK 16
Verleih: Telepool

Genre: Action, Fantasy

Darsteller: Dev Patel, Alicia Vikander, Joel Edgerton, Sean Harris, Sarita Choudhury

Regie: David Lowery

Kinostart: 29.07.21

3 Bewertungen

The Green Knight

Bekannter Stoff, schick zugangsbeschränkt

Ach, Weihnachten. Wenn nicht gerade Tante Ilse versonnen in der Bratensoße rührt und plötzlich längst vergessen geglaubte Affronts thematisieren will, das Fest der Liebe und Familie. Sieht König Artus genauso, erinnert sich spontan seines Neffens Sir Gawain und möchte das unbekannte Wesen nun kennenlernen. Doch ehe es dazu kommt, reitet der titelgebende Grüne Ritter an und schlägt einen Deal vor: Wer ihm einen Schlag versetzt, muß nach Ablauf eines Jahres exakt dieselbe Verletzung empfangen, bevor man nachfolgend friedlich eigener Wege geht. Gawain, bislang kein wahrer, sondern bloß Weiberheld, nimmt an – und köpft den Ritter. Das juckt jenen allerdings kaum; was es für den nächsten Heiligabend bedeutet, ist außerdem klar …

Selbiger steht jetzt direkt vor der Tür, Gawain macht sich auf zur Grünen Kapelle, des Ritters Behausung, und wir begleiten den nicht gar so wilden Ritt, wortwörtlich, minutenlang. Haben Sie A GHOST STORY gesehen? Dann erinnern Sie sich an Rooney Maras Kuchenverzehr in Echtzeit und wissen, wie Regisseur David Lowery zwischendurch zur Geduldsprobe neigt (sollte er keinen Disney-Blödsinn à la ELLIOT, DER DRACHE drehen).

Da kann man gefahrlos mal kurz wegsinnen und vielleicht drüber nachdenken, daß Grün wirklich niemandem richtig steht, ausgenommen Rothaarigen. Die gibt’s hier zwar, aber der irgendwann zum Sprechen ansetzende Kuschelfuchs verzichtet auf Kleider, und die menschlichen Damen tragen lieber Weiß, während sie beispielsweise ihren am Grund des Sees schlummernden Kopf vermissen, obwohl sie ohne Verständigungsprobleme Erkundigungen einziehen: „Wieso liegst Du in meinem Bett? Warte! Hat mein Vater Dich geschickt?!“ Toll, diese elterlichen Einmischungen.

Andere wiederkehrende Motive betreffen – neben allgegenwärtiger Kopflosigkeit – Augenbinden an älteren Frauen oder homoerotische Anflüge, wobei stets zu beachten wäre: „Grün ist das, was bleibt, wenn die Leidenschaft vergeht.“ Letzteres spricht Alicia Vikander, gleich doppelt besetzt. Und bitte, keine Fragen! Hilft sowieso nichts, lassen wir alle Hoffnung auf Erklärungen fahren, nehmen das Gesamtkunstwerk eben als solches hin. Okay, einen in die Runde geworfenen Interpretationshut leisten wir uns vorher, gern zum Auffangen und Weiterreichen: der verrindete, pflanzenähnliche Ritter. Ein einsamer Nadelbaum auf dem Schlachtfeld, just fallend. Gespräche über Grün, die Lebensfarbe, und rüde gerupftes Unkraut. Richtet Lowery den metaphorischen Fokus etwa auf die Umweltsau Mensch?

Eventuell. Möglicherweise mag man auch einfach den Hinweis, es sei alles nur ein Spiel, verinnerlichen und einem lediglich sporadisch auf Action setzendes Role-Playing Game zuschauen. Plus-Seite: schöne Grafik, stimmiger Sound, starke Atmosphäre. Neutral: relativ gut animierter Fuchs (bißchen grob-matschige Texturen bei zu niedriger Auflösung). Minus: wenig Interaktion.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...