Originaltitel: THE ICE ROAD

USA 2021, 109 min
FSK 16
Verleih: Wild Bunch

Genre: Action, Thriller

Darsteller: Liam Neeson, Laurence Fishburne, Amber Midthunder, Matt McCoy

Regie: Jonathan Hensleigh

Kinostart: 14.10.21

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The Ice Road

In den Schnee gesetzt

Tempomache hat im Spannungskino nie geschadet, direkt zu Beginn kommt’s auf der Leinwand zur Katastrophe, die Vorzeichen für Pulstreibereien stehen gut, wobei uns zunächst ein Thriller nach Zahlen erwartet, wortwörtlich: Stollen 6 einer kanadischen Mine stürzte zusammen, acht Bergleute sterben, 26 Verschütteten bleiben höchstens 30 Stunden Luft. Ein Bohrlochkopf zu 5½ Meter Länge soll Rettung bringen, allerdings muß der Transport über zugefrorene Seen erfolgen, und seit fünf Wochen taut’s. Daher werden gleich drei Sattelzüge losgeschickt, wenn’s einer packt, wunderbar. Mit an Bord der knarzige Mike, und weil den Liam Neeson gibt, ist klar, daß Mike irgendwann rot sieht. Tatsächlich spielt hier jemand tödlich falsch, und bald waren’s nur noch zwei – Trucks in diesem Fall …

Eigentlich alles drin: Mutter Natur zeigt sich zusätzlich von ihrer garstigen Seite, entfesselt einen Blizzard, zwischen den von Erstickung bedrohten Arbeitern gärt’s. Und trotzdem springt kaum was rüber, obwohl es durchaus beeindruckt, wie Mike das schrumpfende Sauerstoffenster stets im Fernblick hält („Wir haben noch 45 Minuten!“). Na ja, Neeson knurrte eben auch schon mal feurigere Kampfansagen: „Oh Mann, jetzt bin ich sauer!“ Mag am Alter liegen und könnte vielleicht sogar die ziemlich geruhsame Schneemobilverfolgungsjagd erklären, eher als Fahren in Kolonne inszeniert und obendrauf wie wirklich jede andere Actionsequenz viel zu lahm abgehandelt. Den echten Heldenjob besetzt dann folgerichtig eine übellaunige Maus; recht cool das aggressive Quieken. Spätestens jetzt dürfte der Kinosaal zum brodelnden Kessel bester Laune mutieren, problematisch dabei die Unfreiwilligkeit der ironiefrei präsentierten Komik.

Da nimmt man nix mehr krumm, scheinbar unverwüstliche Schurken, vorhersehbarer Szenenlauf, für vollkommen Fremde geopferte Leben oder dämliches Verhalten angesichts praktisch laut heulender, aber stur ignorierter Gefahr gehören ja sowieso zum Genregeschäft und ergo einfach rein. Bei kompetenter Umsetzung wäre genau deswegen ein A-Lister drin gewesen, zumal die Story insgesamt relativ taugt, etwas weniger platt als gewöhnlich geriet. Doch Neesons schlecht getimter, teils haarsträubend geschnittener und ständig in alberne Fettnäpfchen plumpsender Sparflammenfeldzug reicht halt bloß zum B-Movie. Leider ohne Nachsicht generierenden Trashappeal.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...