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The Warlords

Vom Rausch des Kampfes

Schon zu Beginn ist zu ahnen, daß hier etwas anders ist als sonst in vergleichbaren Filmen: Es gleitet die Kamera über ein Schlachtfeld nach der Schlacht. Eine Leichenlandschaft, in der nichts sich regt, bis plötzlich eine Gestalt unter den Toten hervorkriecht. Ein Mann, blutverschmiert, mit wirrem Haar und leeren Blick. Mehr Geist denn Mensch: General Pang, der letzte Überlebende seiner Armee.

In China erfreut sich das sogenannte Wuxia-Genre, also historische Sujets in Form opulenter Film-Schlachtengemälde, zeitloser Beliebtheit. Hin und wieder schafft es einer dieser Streifen auch auf hiesige Leinwände (HERO, DER FLUCH DER GOLDENEN BLUME). Meistens aber – und nicht immer zu Unrecht – fristen sie ihr Dasein in der DVD-Auswertung. Daß nun Peter Chans THE WARLORDS in deutschen Kinos zu sehen ist, ist da wohl vor allem dem internationalen Renommee von Jet Li zu verdanken.

Der gibt den General Pang, und blickt man ihm dabei ins Gesicht, mag man erst ein wenig erschrecken darüber, wie alt der doch scheinbar ewig jung-akrobatische Mime geworden ist. Um sofort zu begreifen, wie gut das hier paßt. Denn in THE WARLORDS haben strahlende Helden nichts verloren. THE WARLORDS nämlich zelebriert das Genre und unterläuft es zugleich. Gezeigt wird nicht nur der einschlägig bekannte Heroismus, sondern gezeigt wird auch, wie selbiger seine Helden verschlingt. Und das drastisch.

Die Geschichte, angesiedelt in den chinesischen Bürgerkriegswirren Mitte des 19. Jahrhunderts, erzählt von besagtem General, der sich nach der verheerenden Schlacht einer Banditenbande anschließt. Die schnell gefaßte Freundschaft zu deren Anführer-Brüdern Zhao und Jiang gipfelt in einem Dreier-Blutbund. Als Söldner, als Warlords werden sie fortan, nicht zuletzt ob ihres Mutes und ihrer Rücksichtslosigkeit, zu einer ernstzunehmenden militärischen Größe im Bürgerkrieg. Ihr Aufstieg ist so rasant und blutig wie ihr Absturz.

Freilich, Peter Chans Film ist fettes, toll besetztes, bildgewaltiges Kino. Ein Opus, blutig, pathetisch, virtuos. Nur selbstvergessene Pracht läßt Chan nicht zu – der Rausch des Kampfes zeigt sich immer auch als Wahn des Krieges. Mit Bildern, die in einem derartigen Film selten so farbenfern bleich, so ausgeblutet wirkten.

Originaltitel: TAU MING CHONG

China 2007, 110 min
FSK 16
Verleih: Kinostar

Genre: Abenteuer, Kriegsfilm

Darsteller: Jet Li, Andy Lau, Takeshi Kaneshiro

Regie: Peter Chan

Kinostart: 08.01.09

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.