Originaltitel: TO ROME WITH LOVE

USA/I 2012, 110 min
FSK 0
Verleih: Tobis

Genre: Episodenfilm, Liebe, Komödie

Darsteller: Woody Allen, Alec Baldwin, Roberto Benigni, Penélope Cruz, Judy Davis, Jesse Eisenberg, Ellen Page, Ornella Muti

Regie: Woody Allen

Kinostart: 30.08.12

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To Rome With Love

Woody Is Back – mit neuen Gags und fantastisch gereiften

Woody Allen hat viel Gutes getan: Über vier Jahrzehnte ein treues Publikum begeistert, nahezu unermüdlich alljährlich das Niveau beim Unterhaltungskino beträchtlich gesteigert, und auch für den Städtetourismus europäischer Couleur hat er sich Lorbeeren verdient. Nach Barcelona und Oviedo neigte er vor London und Paris sein lichtes Haupt, nun ist die römische Metropole dran – in einem mit leichter Hand und in mildem Licht getupften Gesellschaftsgemälde. Klar, daß teutonische Stadtverwalter naseweis hoffen, daß – so denn Fördergelder fließen – der Komödienspezi auch mal im Bussi-München oder im Buletten-Berlin Halt macht. So richtig vorstellen möchte man sich das nicht, allein aus Angst eben um den Verlust der bereits erwähnten Leichtigkeit. Denn die strömt durch Allens aktuelles Werk, das im übrigen ein ganz wunderbares geworden ist, allein schon, weil der Meister nach sechs langen und wirklich harten Jahren des Verzichts mal wieder selbst mitspielt.

TO ROME WITH LOVE ist ein Episodenfilm, dessen Bausteine mehr oder weniger eng verzahnt sind, ganz klar, daß da das eine oder andere Puzzleteil mal besser und mal weniger paßt. Doch die besseren Episoden überwiegen. Dazu gehört eben jene, in der Allen als pensionierter Opernregisseur Jerry agiert. Hier greifen Tempo, Witz und eine gehörige Portion Abgefahrenheit hervorragend, allein weil die Idee – ein von Jerry entdecktes Gesangstalent tritt in den Opernhäusern dieser Welt in einer Duschkabine auf – herrlich anarchisch ist und an die schrillen Anfänge Allens erinnert. Und Woody selbst schrieb sich wunderbare Oneliner auf die Lippen, neue Gags und fantastisch gereifte ältere. Stark und gut beobachtet, weil die komplett verblödete TV-Unterhaltung anmeiernd, gelang auch die Episode, in der ein unbescholtener Familienvater und Angestellter zum Star wird, ohne daß er irgendetwas leisten muß, außer in einer dieser lästigen Talkrunden in der Glotze saudämliche Fragen nach dem Frühstück, der Morgentoilette und der Bekleidung zu beantworten. Als einziger Fehlgriff bei diesem herrlichen Einfall erweist sich die Besetzung Roberto Benignis, der leider schnell wieder den Krawallkasper einschaltet.

Und noch ein Blick auf die pralle Weiblichkeit, der einmal mehr gebührend Platz eingeräumt wird: Penélope Cruz. Wieder mal spielt sie ein Flittchen, das eher aus Versehen einen Keil zwischen zwei frisch vermählte Italiener treibt, und Cruz tut dies, wie man es an ihr liebt: naiv und dennoch gerissen, geheimnisvoll und trotzdem ordinär, mädchenhaft und mit hochgeschürztem Busen.

Allens wohl vorerst letzter Ausflug in europäische Gefilde ist eine feinsinnige, hochamüsante, leichtfüßige Sommerreise, die am Trevi-Brunnen, der spanischen Treppe und den unzähligen „Ruinen“ haltmacht, die über Angst vor der Vermählung mit Euro-Trash, das Zahlen von Steuern, den depperten Kunstbetrieb und das gute Kino sinniert und erstmals nicht mit feinem Jazz, sondern mit augenzwinkernden italienischen Schlagern orchestriert wird.

Und wenn Allen ergo Jerry sich selbst als „... seiner Zeit voraus“ beschreibt, dann könnte man sich schon wieder in die Ecke hauen, auch weil es an Woodys Performance als Ex-Knacki Ray in SCHMALSPURGANOVEN erinnert, der sich doch ganz sicher war, warum man ihn einst „The Brain“ nannte ...

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.