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Valley Of Flowers

Ayurvedische Talfahrt durch Raum und Zeit

Für Menschen, die Asien bereist, hier ein Räucherstäbchen angezündet, da einen Tempel besucht und dort ein paar Gespenstergeschichten gehört haben, könnte dieses panasiatische Kompendium aus Exotik und Esoterik zum Leib- und Magenfilm werden. Allen anderen sei Geduld gewünscht und ein großes Herz für die kleinen Unwägbarkeiten der Reinkarnation.

Die Spielfilmreise, auf die uns der indische Regisseur Pan Nalin mitnimmt, beginnt im Himalaya des frühen 19. Jahrhunderts, wo der Räuber Jalan und seine Bande ihr Unwesen treiben. Als sich nach einem geglückten Raubzug der Kampfnebel auflöst, gibt er ein Bild-von-einer-Frau preis. Ushna, die schwarzäugige Schönheit mit wildem Schopf und rätselhafter Herkunft, kann reiten wie ein Kerl, lieben wie eine Kurtisane und lächeln wie die Unschuld. Sie wird Jalans ständige Begleiterin, diese Frau ohne Bauchnabel, ohne Wirklichkeitszentrum. Ihre große, unübersehbar verhexte, besessene Urliebe hält ein, zwei, drei, vier, fünf Leben lang und realisiert sich schließlich im Tokio von Heute, wo Jalan eine Sterbehilfeagentur namens "Valley of Flowers" unterhält. Denn nach Abstechern ins Tal der Stille, nach Besuchen bei schwebenden Yogis, nach gemeinsam begangenen Diebstählen fremder Schatten verlor der Räuberprinz im Tal der Blumen seine unwirkliche Prinzessin.

Zweihundert Jahre im Sauseschritt - und doch vermag dieses Wiedergeburtsmystical seinen hausgemachten Dämonen nicht zu entkommen. Einer davon ist der Yeti. Und nichts, aber auch gar nichts kann uns davon abhalten, dem Gipfelstürmer Reinhold Messner eine Nase zu drehen, weil auch wir des Verbrecher- und Geisterjägers ansichtig wurden - ganz ohne Sauerstoffgerät. Die Ernsthaftigkeit, mit der uns Nalin solche Erscheinungen als Quintessenz fernöstlicher Denk- und Glaubenstraditionen unterjubeln will, ist das zweite, nicht abzuschüttelnde Gespenst.

Schließlich - tibetisches Hochland hin, Highlander her - kam dem Regisseur auch noch jenes Glück abhanden, das den asiatischen Kollegen selbst in dünnere Geschichten zuverlässig augenbetäubende Wunderbilder weht. Nalins Wundern fehlt der göttliche Auftrieb, um unbeschadet über dieses Tal fliegen zu können.

Originaltitel: VALLEY OF FLOWERS

Indien/F/D/CH 2006, 120 min
Verleih: Pandora

Genre: Drama, Fantasy

Darsteller: Milind Sonam, Mylène Jampanoi, Naseeruddin Shah

Stab:
Regie: Pan Nalin
Drehbuch: Pan Nalin

Kinostart: 31.05.07

[ Sylvia Görke ]