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Verdammnis

Lisbeth Salander wird gejagt!

Für Anhänger der Schmöker von Stieg Larsson könnte das Kinojahr kaum besser beginnen – wenn sie denn ihren Lesesessel einmal alleine ließen. VERBLENDUNG war der erste Streich, und die Verfilmung des Mittelstücks von Larssons Millennium-Trilogie folgt nun schneller, als mancher befürchten mußte – bloß kein Suchtpotential verspielen. Daß inzwischen der Regisseur gewechselt hat, ist nur kurz Grund zur Besorgnis. Man denke an die durchwachsenen Ergebnisse der losen Reihe von Hannibal-Lecter-Filmen. Aber Larsson ist nicht Thomas Harris, Daniel Alfredson nicht Ridley Scott und Schweden nicht der wilde Filmwesten, in dem für ein gutes Bild schon mal die Geschichte unter die Räder kommt.

Wie im Buch richtet sich der Fokus diesmal stärker auf Lisbeth Salander, die schon im ersten Teil zur heimlichen Hauptfigur avancierte. Das im Umgang gewöhnungsbedürftige Gör mit dem dunklen Herzen, unerhörten Talenten und gepfefferten Fäusten behauptet sich weiter als zeitgemäße schwedische Antwort auf Frankreichs schrille Nikita – einmal mehr verstockt, versehrt und überzeugend gespielt von Noomi Rapace. Ein Zufall läßt sie erneut auf den Journalisten Mikael Blomkvist treffen. Beide recherchieren zur selben Sache: Zwangsprostitution, politische Verschwörung, korrupte Beamte, organisierter Mißbrauch und ein rätselhafter Strippenzieher namens Zala. Während Mikael noch im Dunkeln tappt, erkennt Lisbeth, daß alle Fäden in ihrer eigenen Vergangenheit zusammenlaufen. Aber da wird sie schon in ganz Schweden wegen dreifachen Mordes gesucht ...

Noch einmal: Alfredson ist kein Ridley Scott und verspricht statt großem visuellen Lustgewinn wohl eher handwerkliche Beständigkeit. Doch die löst er wirklich ein. Er setzt das löbliche Werk seines Regievorgängers Niels Arden Oplev fort, gibt sich solide und ganz in die Hand der literarischen Vorlage. Die allerdings überbietet den ersten Teil in Sachen Personal- und Erzählaufwand um einiges. Dieser Herausforderung begegnet Alfredson mit ruppigeren Bildern und kräftigen Verknappungen, denen leider – wer hobelt, macht Späne – einige Nuancen und Figuren des ursprünglichen Plots zum Opfer fallen. Ein etwas diffuserer atmosphärischer Ton macht hier die Musik. Aber an den kann man sich prima gewöhnen.

Originaltitel: FLICKAN SOM LEKTE MED ELDEN

S/D 2009, 129 min
FSK 16
Verleih: NFP

Genre: Literaturverfilmung, Thriller

Darsteller: Noomi Rapace, Michael Nyqvist, Annika Hallin, Per Oscarsson

Regie: Daniel Alfredson

Kinostart: 04.02.10

[ Sylvia Görke ]