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Veronika beschließt zu sterben

Alles Oberfläche, nirgends Wahrhaftigkeit

Eigentlich sollte man es wohl als etwas Gutes empfinden, wenn ein Filmplakat zur Abwechslung mal dem Autor die größten Lettern auf dem Poster zukommen läßt. Eigentlich, denn natürlich kommt es auf den Schreiber an, der da über allem prangt. In diesem Fall heißt er Paulo Coelho und ist einer der Superstars des Literaturbetriebs. Seine Bücher sind meist trostspendende Parabeln in Romanform, voll von lebensbejahenden, spirituell aufgeladenen Botschaften, die Märchenonkel Coelho gern poetisch verschwurbelt unters Volk bringt. Dies ist auch in VERONIKA BESCHLIESST ZU STERBEN nicht anders, und diese uninspirierte Adaption schickt sich keineswegs an, dem sentimentalen Sterbensreigen mehr Substanz zu geben.

Gefangen in den Mühlen eines von Oberflächlichkeit geprägten Alltags, beschließt die attraktive Veronika, ihr Leben zu beenden. Doch der Versuch scheitert, sie landet in einer luxuriösen psychiatrischen Anstalt, wo man sie wissen läßt, daß sie dem Tode keineswegs entronnen ist. Ihr mörderischer Medikamenten-Mix hat irreparablen Schaden an ihrem Herzen angerichtet, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis es endgültig aus ist.

An dieser Stelle kann sich jeder dramengeschulte Zuschauer den Rest denken und wird von der Vorhersehbarkeit dieses Melodramchens nicht enttäuscht: Natürlich entdeckt Veronika in ihrer Todgeweihtheit, daß es noch so vieles gibt, wofür es sich zu leben lohnt, natürlich wartet die große Liebe nur wenige Zimmertüren entfernt, und natürlich ist die Schlußpointe jene, die man die ganze Zeit hinter der ominösen Todesbotschaft vermutet. Optisch gibt es wenig zu beanstanden: Idyllische Orte werden in weiches Licht getaucht, poetisch ineinander fließende Bildmontagen lassen die Schönheit des Daseins keine bloße Behauptung sein, und auch der Schauwert Sarah Michelle Gellars hat sieben Jahre nach BUFFY kaum etwas eingebüßt. Jedoch schafft all diese Pracht es nicht, die inhaltliche Leere zu übertünchen, die einen hier von allen Seiten angähnt.

Letztendlich krankt der Film, woran auch seine Hauptfigur an der Welt leidet, und weshalb sie diese verlassen will: alles Oberfläche, nirgends Wahrhaftigkeit. Aber als Zuschauer muß man zum Glück nicht die Welt verlassen, um solch geballter Seichtheit zu entkommen. Man muß einfach nur aus dem Kinosaal gehen, oder noch besser in einen anderen Film ...

Originaltitel: VERONIKA DECIDES TO DIE

USA 2009, 103 min
FSK 12
Verleih: Capelight

Genre: Drama, Literaturverfilmung

Darsteller: Sarah Michelle Gellar, Jonathan Tucker

Regie: Emily Young

Kinostart: 30.09.10

[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...