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Viel Passiert – Der BAP-Film

Nur wo BAP draufsteht ...

Wim Wenders ist ganz eindeutig ein großer Fan der Kölschrocker. Nur so läßt sich sein fast kindliches Staunen verstehen, wenn er Rocklegende Wolfgang Niedecken ein derart unkritisches Denkmal zimmert. Selbst setzt sich der einstige Autorenfilmer keine allzu ambitionierten Lorbeeren zum Kranze aufs Haupt, denn seine Dokumentation ist nur dann wirklich mitreißend oder wenigstens zum Dranbleiben, wenn die Band live spielt.

Die Geschichte BAPs hat Wenders nun als Ritt durch die Jahrzehnte gestaltet, von heute in die 80er, vorwärts in die 90er, wieder zu den zarten Anfängerschritten und dann plötzlich zurück ins Jetzt. Eine etwas chronologischere Herangehensweise hätte dem Fluß des Filmes Gutes getan, denn nur einmal gelingt Wenders dieser willkürliche Galopp zur stimmigen Kollage: der Zusammenschnitt Jahre auseinander liegender Auftritte, bei denen der wohl populärste BAP-Song "Verdamp lang her" gespielt wird, macht deutlich, daß die Kölner nichts an Kraft, Ideenreichtum und Popularität eingebüßt haben. Das Finale wird der glorreiche Auftritt im beeindruckenden Kino Lichtburg in Essen sein. Und da Wim Wenders’ Herz fürs Lichtspiel pocht, hat er sich gleich zwei ganz raffiniert-knifflige Mätzchen geleistet, die zur Auflockerung dienen sollen, eigentlich aber nur nerven: Joachim Król spielt mit gleichbleibender Miene einen Filmvorführer, der während des Konzertes und als Epochenreiter Clips und Zeitzeugnisse abspielen muß, und Marie Bäumer gibt die laszive Eisverkäuferin mit Bauchladen, die es vor Jahren, eben verdammt lang her, mal gegeben haben muß. Hier wird Wim Wenders zum Opfer einer klassischen Holzhammermetaphorik.

Interessant ist aber auf jeden Fall das Gespräch Niedeckens mit Heinrich Böll, die Reflexion auf den vorzeitigen Abbruch der Tour, die BAP als erste Westband in den Osten brachte, und die Begeisterungsstürme während der China-Tour im Jahre 1987. Dabei muß es den asiatischen Freunden gepflegter Rockmugge ähnlich ergangen sein, wie dem im Film interviewten Fan aus der DDR, der BAP vor allem wegen der guten Texte mochte, auch wenn er sie nicht verstand.

D 2002, 96 min
Verleih: Ott Film

Genre: Dokumentation, Märchen

Darsteller: BAP, Marie Bäumer, Joachim Król

Regie: Wim Wenders

Kinostart: 07.03.02

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.