Originaltitel: BEFORE I FALL

USA 2017, 99 min
FSK 12
Verleih: Capelight/Wild Bunch

Genre: Drama, Erwachsenwerden, Mystery

Darsteller: Zoey Deutch, Halston Sage, Logan Miller

Regie: Ry Russo-Young

Kinostart: 01.06.17

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Wenn Du stirbst, zieht Dein ganzes Leben an Dir vorbei, sagen sie

Sam ist tot, es lebe Sam

Doch leider kann man der Unterzeile kein frohes „Sie lebe hoch, hoch, hoch!“ hinzufügen, da Sams Ableben und Auferstehung beim Publikum eher vergnatzte Mißstimmung hervorrufen. Warum das so ist?

Tja, zunächst mal fehlt’s an Identifikationsmöglichkeiten, weil Sam die fürchterlich klischierte Highschool-Superschnalle gibt: Das eng gesteckte gedankliche Universum zirkelt um Partyverlockungen, korrekt aufgetragene Schminkprodukte und natürlich die Frage, wann es zum Beischlaf mit dem nicht weniger eindimensionalen Sixpack-Galan kommt, nebenher werden standesgemäß ein paar Außenseiter verlacht. Ergo weder für den lokalen noch globalen Genpool ein schmerzlicher Verlust, als Sam inklusive ihrer gackernden Freundinnen in ein großes Auto braust. Sie erwacht indes wieder am Morgen des Unglückstages, stirbt erneut et cetera – eine endlose Zeitschleife ward gebunden.

Der Sam nun zu entfliehen sucht, was seit dem Klassiker UND TÄGLICH GRÜSST DAS MURMELTIER auch einige Spannungsfilme durchexerziert haben. Der hiesige Versuch allerdings wird lediglich wegen seines Bandwurmtitels in Erinnerung bleiben. Klar, man mag es prinzipiell putzig finden, wenn der Verleih „Highschool-Suspense“ bewirbt, und fragen, was an der Oberstufe denn konkret spannend sein soll, aber gleichzeitig bohrt so das generelle Dilemma im problematisch wunden Punkt: Die Figuren, das Setting, die Dialoge, das Handlungsgrundgerüst, eben ausnahmslos alles lahmt schrecklich daher, was gern mysteriös wäre, läßt nie Teenie-Gewurschtel-Standards hinter sich. Mittendrin interessiert’s bloß entfernt am Rande, ob Sam tatsächlich den Löffel wirft, sie muß halt automatisch von vorne ran und – nach kleineren pubertären Revolutionsversuchen beispielsweise gegen ihre Eltern – den Bußgang hin zur geläuterten Persönlichkeit krauchen. Moralverklebt und in keiner Sekunde originell.

Es trieft heftig aus dem vom wackelnden Zeigefinger geschriebenen Geschwafel, dazu dröhnt C-Klasse-Pop, der es nicht zum Radioeinsatz schaffte, während wirr behaarte „Psycho-Bitches“ oder zugekleisterte Emos zum Cupid Day keine Rose kriegen, was es dringend zu ändern gilt. Dafür geht Sam drauf, ohne Pause. Und der Film zieht derweil – glücklicherweise rückstandslos – an uns vorbei.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...