Originaltitel: WONDER

USA 2017, 113 min
FSK 0
Verleih: StudioCanal

Genre: Drama

Darsteller: Jacob Tremblay, Julia Roberts, Owen Wilson

Regie: Stephen Chbosky

Kinostart: 25.01.18

7 Bewertungen

Wunder

... geschehen!

Ganz klar: Dieser Film ist nix für beinharte Skeptiker, also jene Schar an Zweiflern, die schon bei einem derartigen Titel naserümpfend abwinken, in schnöder Furcht, einem dieser Heiler-Filme oder gar einer Schmonzette gewahr zu werden. WUNDER heißt, wie er heißt, und das ganz zu Recht, denn auch wenn es hier keinesfalls um Übernatürliches geht, Grenzen werden dennoch ausgelotet, Schranken gebrochen, manch’ Mirakel an Kraft und Überwindung geschieht in beeindruckender Courage.

Ein solches ist, daß sich der nun gar nicht mehr so kleine Auggie in die Schule traut. Kein großes Ding, möchte man meinen, für einen 10jährigen, bei ihm liegt die Sache ein wenig anders: Von Geburt an ist der Knirps im Gesicht schwer entstellt, ein saublöder Gen-Defekt, dem fast 30 Operationen folgten, weshalb ihn seine fürsorglichen Eltern bisher zu Hause unterrichteten. Doch nun soll er auf eine reguläre Schule, was in diesem Fall eine für „normale“ Menschen kaum vorstellbare Herausforderung darstellt. Daß Auggie sich traut, dann eines Tages sogar den schützenden Kosmonautenhelm abzulegen, daß er sich gegen Anfeindungen, Barrikaden und Gemeinheiten durchzuboxen weiß und einer der besten Schüler wird, ist durchaus ein ... genau, siehe Titel!

Gleich vorab: WUNDER ist kein Kinderfilm, kein Jammerwerk, kein schnödes Problemkino! Es ist einer der hinreißendsten Filme gleich zu Start des Kinojahres, Regisseur Steven Chbosky erzählt eben nicht perlenkettenartig von der Emanzipation eines schon schwer geprüften Jungen, er schaut sehr genau auf dessen Umwelt, skizziert effizient die Reaktionen von Mitschülern, nimmt den Blickwinkel von Auggies Eltern und den seiner Schwester ein und vermeidet eine sentimental gefärbte Betroffenheit, die der enorm anrührenden Geschichte das Natürliche genommen hätte.

Es ist eben nicht nur Auggie, für den dieser mutige Schritt in eine neue Welt eine Befreiung verspricht, auch das Leben der Eltern verändert sich immens, drehte sich bisher vieles oder gar alles um den Jungen, können sie nun auch ihren ganz eigenen Angelegenheiten nachgehen. Normalität stellt sich ein, Rückschläge inklusive, und Chbosky erzählt davon mit Empathie, Takt und wohldosiertem Humor, der sich gerade in Auggies Schlagfertigkeit als herzerwärmend und niemals altklug darstellt.

Der Junge wird beeindruckend von Jacob Tremblay gespielt, der schon in RAUM schwer berührte. Und es ist toll zu sehen, wie sich Julia Roberts als Auggies kämpferische, aber niemals gluckenhafte Mama in ein Ensemble einordnet und welche Strahlkraft von ihr nach über drei Dekaden Superstardom noch immer ausgeht. Es ist schlicht so, daß Roberts für eine aussterbende Spezies der Schauspielkunst steht, eine, die in der Lage ist, mit purer Präsenz Leinwände zum Leuchten zu bringen.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.