Label: Sony Classical

Den Sternen so nah

Andrew Lockington

Die unerschöpfliche Vorstellungskraft von Kindern öffnet Horizonte, läßt Reisen in ferne Galaxien (EXPLORERS – EIN PHANTASTISCHES ABENTEUER) genauso vorbehaltlos zu wie außerirdische Erstkontakte (E.T.). Hauptsache weit entfernt, unentdeckt, fremd. Daß einmal die gute alte Erde zum kosmischen Traumziel eines Kindes werden könnte, erscheint abwegig. Aber genau davon handelt die Sci-Fi-Teenie-Romanze mit dem völlig sinnverkehrten deutschen Verleihtitel DEN STERNEN SO NAH. Den erdgewandten Soundtrack zu THE SPACE BETWEEN US schuf Andrew Lockington und gibt damit – wohl unbeabsichtigt – einen ziemlich genauen Überblick über die aktuelle Filmmusikästhetik unseres Heimatplaneten.

Dem vielversprechenden Auftaktmäander, aus dem sich Rheingold gleich das Hauptmotiv herausschält, folgt ein überraschend parodistischer Flickenteppich. Lockington muß sehr genau an den Kompositionsstuben seiner Kollegen gelauscht haben, so durchwoben ist seine Musik mit fremden Stilmerkmalen. Philip Glass’ omnipräsente Dreiklang-Pattern, quirlige Klavier- und Violinentupfer aus Thomas Newmans Kompositionshandbuch, mystische Tonartwechsel à la Howard Shore oder epische Streicherbögen aus Hans Zimmers Melodiebaukasten – THE SPACE BETWEEN US funktioniert hervorragend als allgemeingültiger Repräsentant, als Beispiel für Originalität jedoch nicht.

[ Philipp J. Neumann ] Philipp fühlt sich inspiriert von CLUB DER TOTEN DICHTER, hat gelernt aus DAS SIEBENTE SIEGEL, ist gerührt von MAGNOLIA, hat sich wiedergefunden in THE SWEET HEREAFTER, wurde beinahe irr durch FARGO, ist für immer vernarrt in PONETTE und war schlicht plattgedrückt von DER HERR DER RINGE.