Originaltitel: CHILDREN OF MEN

USA 2006, 108 min
Verleih: UIP

Genre: Drama, Science Fiction

Darsteller: Clive Owen, Claire-Hope Ashitey, Julianne Moore, Chiwetel Ejiofor, Michael Caine, Peter Mullan

Regie: Alfonso Cuarón

Kinostart: 09.11.06

1 Bewertung

Children Of Men

Die Hoffnung fährt Boot

Es ist ein furchteinflößender Gedanke, den P.D. James in ihrem Science-Fiction-Thriller "Im Land der leeren Häuser" durchspielt. 2027 sind die Menschen unfruchtbar geworden. Die Weltbevölkerung zittert ihrem Verschwinden entgegen. In Großbritannien gründete sich ein totalitäres Regime auf dem Nährboden aus Panik und Perspektivlosigkeit. Auch der Journalist Theo wähnt seine Ideale im Strudel der allgemeinen Düsternis verloren, als er plötzlich aus seiner Lethargie gerissen wird. Er entgeht knapp einem Attentat und wird kurz darauf von Aufständischen entführt. Die Drahtzieherin ist seine Ex-Frau Julian. Sie braucht Theos Hilfe, besser seine Komplizenschaft. Er soll den schwarzen Teenager Kee ans Meer bringen, wo ein Boot auf sie wartet. Die ruppige Kee ist keine gewöhnliche Frau, in ihrem Leib wächst das erste Baby seit 18 Jahren. Ein Wunder für die Menschheit. Eine Bedrohung für die Machthaber. Für eine vage Hoffnung opfert Theo auf dem gefährlichen Weg zur Küste alles, was lieb und teuer ist, Freunde, seine Liebe und sein eigenes Wohl É

Der mexikanische Kinomagier Alfonso Cua-rón, geistiger Vater von Y TU MAMÁ TAMBIÉN, scheint nicht die naheliegende Wahl für einen so apokalyptischen Stoff zu sein. Und doch eignet er sich die triviale Geschichte mit ungeheurer Energie an und erspart dabei weder dem Zuschauer noch seinen Figuren irgendwelches Leid. Mit seinen Ko-Autoren verschärfte er die symbolträchtige Handlung zum nihilistischen Thriller. Cuarón kann dabei auf den Kameramann Emmanuel Lubezki zählen, seinen langjährigen Kollaborateur.

Dieser tauchte schon SLEEPY HOLLOW und LEMONY SNICKET in düsterstes Licht und liefert auch diesmal dreckig-poetische Bilder einer fürchtenswerten Zukunft. Stilmittel von Kriegsepen und Dogma-Filmen verschmelzen zu beinahe perverser Perfektion. Cuarón baut unerträgliche Spannung auf und inszeniert im Verlauf der Etappen-Handlung gleich drei Szenen, die für den Zuschauer zur kaum erträglichen Tortur werden. Wenn er in einer schier endlosen Schlüsselsequenz Theo, Kee und ihr Neugeborenes in ein umkämpftes Haus verfolgt, das Staunen der Menschen angesichts des Babys beobachtet, nur um das Feuergefecht wieder anzuheizen, dann geht das an die Substanz. Ob es das wert ist, ist durchaus fraglich, denn eine bittere Pointe hat Alfonso Cuarón noch parat.

[ Roman Klink ]