D 2004, 680 min
Verleih: Kinowelt

Genre: Drama

Darsteller: Henry Arnold, Salome Kammer, Michael Kausch

Regie: Edgar Reitz

Kinostart: 04.11.04

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Heimat 3 – Chronik einer Zeitenwende

Jüngere deutsche Geschichte im Hunsrück

Der 1932 geborene Regisseur Edgar Reitz hat mit HEIMAT und ZWEITE HEIMAT einen Meilenstein der Fernsehgeschichte geschaffen. Nun liegt der dritte, die Trilogie abschließende Part vor. In sechs Teilen - vom Fall der Mauer bis zur Silvesternacht 1999/2000 - spannt Reitz den historischen und familiären Zeitbogen über das Dorf Schabbach im Hunsrück.

Die Sängerin Clarissa und der Dirigent Hermann treffen sich nach Jahren der Trennung am 9. November 1989 in Berlin wieder. Sie verlieben sich erneut ineinander, ziehen in ein Häuschen über dem Rheintal. Ihre weltentrückte Beziehung ist romantisches Leitmotiv von HEIMAT 3. Durch die Verknüpfung individueller Biografien mit historischen Ereignissen gewinnt die Trilogie, die in über 53 Stunden fast ein Jahrhundert deutscher Geschichte umfaßt, an Allgemeingültigkeit. Ging es in der ersten HEIMAT um Herkunft und Alltag in einem Dorf ab 1919, rückten in der ZWEITEN HEIMAT der Aufbruch nach München und die Studentenproteste der 60er Jahre ins Zentrum. Nun kehrt Hermann Simon zu seinen Wurzeln zurück.

Um das glückliche Paar Hermann und Clarissa gruppiert der Regisseur die anderen Darsteller der Saga. Er stellt ihre Lebensläufe, die durch Konstellationen in der Weltpolitik oder durch privaten Zwist an Dynamik gewinnen, alternierend in den Vordergrund: etwa bei der Ankunft russischer Aussiedler oder im Widerstand der Bewohner Schabbachs gegen ein Museum des Kunstsammlers Ernst Simon.

Auf der Bild-Ebene arbeitet Reitz wieder mit dem interessanten Wechsel zwischen farbigen und schwarzweißen Sequenzen. Dadurch hebt er Szenen ab, verstärkt sie in ihrer Reduktion auf den Schwarzweiß-Kontrast. In der Dramaturgie und beim Filmscore wird’s leider arg schwülstig, und nach einiger Zeit mag man die Unheil verkündenden Glockenschläge nicht mehr hören. Ein, zwei Schicksalsschläge weniger hätten dem Epos gut getan.

[ Ulrike Mattern ]