D 2014, 116 min
FSK 6
Verleih: Concorde

Genre: Fantasy, Literaturverfilmung, Romantik

Darsteller: Maria Ehrich, Jannis Niewöhner, Bastian Trost

Regie: Felix Fuchssteiner, Katharina Schöde

Kinostart: 14.08.14

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Saphirblau

Das Mädchen in uns

So viel Chuzpe muß man sich schon leisten können. Nachdem RUBINROT, die durchweg anständige Verfilmung des ersten Romans der Trilogie von Kerstin Gier, nicht ganz nach Maß an der Kinokasse lief, hieß es bei den Machern: Backen zusammen, weiter geht’s und noch besser machen! Und das, Chapeau, ist gelungen. SAPHIRBLAU knüpft holperfrei an, faßt für alle, die Teil 1 verpaßt haben, noch einmal zusammen und legt gleich zu Beginn ein höheres Tempo vor: Gwendolyns Verwandte Lucy und Paul sind auf der Flucht, nachdem sie ja bekanntermaßen den Zeitreisen ermöglichenden Chronographen zerstört haben. Derzeit weilen sie in London um 1609, ein gewisser Shakespeare rezitiert von sich selbst ergriffen auf einer Kaschemmenbühne, dann geschieht ein Mord. Der sinistre Graf von St. Germain hat Blut an den Händen, und so kommen die beiden Haupthelden Gwendolyn und Gideon direkt ins Spiel: Der Graf hat Gemeines im Sinn, gegen Gwendolyn gerichtet, die ein peu à peu sich aufklärendes Geheimnis umgibt, und M. de St. Germain instrumentalisiert den großmäuligen, flapsigen, aber eben doch schwer verliebten und dabei so zuckerschnäuzigen Gideon für seine miesen Pläne. Da wird dann viel geraunt, wem nun noch zu trauen ist, da wird von der Romantik als Schwäche der Frauen gesäuselt, zudem wird geflüstert, daß das Ende naht, wenn der Adler aufsteigt und der Blutkreis sich schließt ...

Das ist schon gehöriger Raschelhokuspokus, den man augenzwinkernd dulden kann, denn seinen Reiz zieht der Film aus den gereiften Hauptfiguren. Gespielt werden sie einmal mehr von Maria Ehrich, die ihre Figur in einem sympathischen Mix aus Fraulichkeit und kindlicher Neigung zu Chaos und Wuttränen anlegt, ihr zur Seite Jannis Niewöhner als Gideon, der seine schon arrogante, aber eben auch kämpferische Figur durch ein griffigeres Drehbuch besser ausspielen kann als noch in Teil 1. Auch gehen in SAPHIRBLAU Gefühle tiefer, Gideon und Gwendolyn hadern gleichsam an ihren schrägen Familien, darüber hinaus wird mehr aneinander gelitten, häufiger geheult, geflucht, gefochten, die Eifersucht köchelt auf Dauerflamme, und man hat schon erkennbar an sein junges Publikum gedacht: Da Gideon ja quasi vergeben ist, ist es zwar heiß anzuschauen, wenn er in James-Dean-Pose vom Motorrad steigt mit dieser frechen, die Teenagerlibido anfeuernden Strubbelfrisur, aber für die etwas jüngeren Mädels taucht nun ein Bruder von ihm auf. Raphael de Villiers ist ein fabelhaftes Boyband-Abziehbild mit frechen Sprüchen, dicken Muskeln und diesem Knie erweichenden, irgendwie dauergeilen Dackelblick. Daß dann doch alle zärtlichen Momente zwischen Gwendolyn und Gideon nur den Appeal von BeeDees-Werbung haben – geschenkt!

Insgesamt gelang den Machern SAPHIRBAU nämlich nicht nur temporeicher und publikumsnäher als der Vorgänger, sie leisteten sich auch ein höheres Maß an Durchgedrehtheit. Daß da Katharina Thalbach als nachtwandelnde Großtante Maddy nicht fehlen durfte, war gesetzt, richtig schön gaga gelang indes eine Soirée, auf der Gwendolyn vorerst an rosa Häschen, wollüstigen Russinnen und Marzipanschwänen vorbeiflaniert, sich schließlich den Verstand wegsäuft, um dann in einer brüllkomischen Gesangs- und Tanzeinlage die Röcke zu lüften. Das ist schon ziemlich camp, glättet der Story ein wenig die Sorgenstirn und tut dies dabei immer so, daß die Marschrichtung nicht aus den Augen verloren wird. Denn Gwendolyn ist nicht weniger als The One, und schon deswegen funktioniert der Film auch prächtig, da sich alle rebellischen und traurigen Mädchen bestens verstanden fühlen werden. Und ein solches schlummert ja bisweilen in jedem von uns ...

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.