Originaltitel: CINQ FOIS DEUX (5 X 2)

F 2004, 90 min
Label: Paramount

Genre: Drama, Liebe

Darsteller: Valeria Bruni Tedeschi, Stéphane Freiss, Michael Lonsdale, Françoise Fabian, Antoine Chappey

Stab:
Regie: François Ozon
Drehbuch: François Ozon

Fünf mal Zwei (5 x 2)

Warum wird eine Geschichte von vorne nach hinten erzählt? In Gaspar Noés IRREVERSIBEL war die Hoffnung, nach exzessiver Brutalität zu etwas Erträglichem zurückkehren zu dürfen, der einzige Grund, seinen Anstand als Betrachter vorübergehend abzuschalten. Eine Dramaturgie des Trostes für jene, die trotz des Ekels ausharrten.

Bei François Ozon hingegen ist das an den Anfang gestellte Ende kein Akt der Entäußerung. Es ist in jeder Hinsicht ein Amtsvorgang: Marion und Gilles lassen sich scheiden. Sachlich und notariell beglaubigt trennt man Besitz und Kind. Ebenso sachlich, nahezu beiläufig "gerät" den beiden der Abschiedssex im stereotypen Hotelzimmer zur Vergewaltigung. Von hier aus arbeitet sich Ozon zum Anfang dieser Beziehung zurück, schildert ein gemeinsames Abendessen mit Gilles’ Bruder und dessen aktuellem Geliebten, die Geburt des Sohnes, bei der Gilles seine Frau allein läßt, die Hochzeitsnacht, in der sich die frisch Vermählte einem Fremden hingibt. Am Filmende der Anfang ihrer Liebe: ein Urlaubsort, an dem Gilles seine Freundin liegen läßt, um mit Marion in den Sonnenuntergang zu gehen. Musik.

Verletzungen, Enttäuschungen, Hoffnungen. Ozon zeigt alles und nichts, was ein Paar auseinander zwingt. In jeder der fünf Episoden - jede anders, präzise, elegant, intim oder nüchtern, überzogen oder untertrieben - bewegen sich ein Mann und eine Frau nur knapp über der Alltäglichkeit, manchmal quer durch die Klischees. Es sind Gegenwart gewordene Rückblenden, die sich von ihrem Ausgangspunkt emanzipiert haben. Je weiter die Geschichte zurückgeht, desto näher kommt man dem Rätsel der Figuren: Sie haben keins. Hat Ozon vielleicht die falschen Szenen einer Ehe gewählt, hat er das Entscheidende verpaßt?

Entscheidend war offensichtlich, das Konzept der Folgerichtigkeit im Lieben und Erzählen gleichermaßen zu erschüttern. Mit einer kunstvollen Rolle rückwärts für zwei überzeugende Hauptdarsteller vollführt Ozon hier so gesehen vor allem eine Turnübung für den Kopf, in der man die pure Willkür des Vor und Zurück oder umgekehrt nahezu körperlich erfahren kann. Und vielleicht wird sie auch ein wundervoller, berührender Film, wenn man nur lange genug darüber nachdenkt.

[ Sylvia Görke ]