D 2003, 92 min
Label: Warner Home Video

Genre: Erwachsenwerden, Komödie, Liebe

Darsteller: Fabian Busch, Susanne Bormann, Timo Mewes, Birgit Minnichmayr, Fritzi Haberlandt, Florian Lukas

Regie: Hendrik Handloegten

Liegen lernen

Eigentlich ist dieser Knabe mit der unentschiedenen Frisur ein echter Schlawiner. Nein, keiner aus Berechnung, eher so ein unbedarftes Kerlchen, immer ein wenig ängstlich etwas verpaßt zu haben, Herzbubbern davor, was das Leben mit einem so alles anstellt. Das ist bei Helmut mit Anfang 30 so, und genau so war das auch in den 80ern schon, als er in Britta verschossen war, mit ihr und seiner Klasse in den Osten fuhr, ganze Tischladungen Bier der kühlen Blonden spendierte (die Brühe kostete den Wessi ja kaum mehr als ein Lächeln), nasse Händchen hielt, seine Blicke in Brittas reizenden Leberfleck versanken, und er beinahe den Verstand verlor. Die erste Liebe. Oder das was man dafür hält.

Auf einmal interessierte sich Helmut für den Hunger in der Dritten Welt, machte ihm die Atomkraft zu schaffen, und so gelang es ihm, Britta an die Wäsche zu gehen. Damals. Eine verunsichernde und irre anstrengende Zeit. Eine sanft schmerzhafte auch, gerade weil sich Helmut beim heutigen Wiedersehen mit Britta eingestehen muß, daß diese große Liebe vielleicht doch eher ein kleiner Furz im Kosmos war.

Ein herrlich nostalgischer, ein wundervoller und warmer Blick in die Vergangenheit. Dieser Exkurs in die emotionale Steinzeit, dieser Wandertag in die Irrungen und Wirrungen der frühen Jugend ist Hendrik Handloegten schon deshalb sehr gut gelungen, weil er weder über die Wackersteine der Verklärung stolpert noch mit ausgelutschter Requisitenschlacht seine charmante Geschichte aufzubauschen braucht. Es geht ihm eher um das Gefühl, welches vielen, die ihre Kindheit oder Jugend in den 80ern erlebt haben, bekannt sein dürfte. Ein Gefühl der Ungewißheit, ein Schweben zwischen den Temperaturen, ein unsicheres Wanken zwischen Erwachsenwerden und Kuschelteddy. Amüsante, sehr liebevoll arrangierte Töne werden angeschlagen, wenn es um Petting, die "Eroberung" des Ostens und den schmalzig-schmusigen Diskoreißer "Words" geht.

Interessant ist auf jeden Fall, auch mal den Blick auf die Erlebnisse einer westdeutschen Jugend zu lenken, denn damit ist dem Ko-Autor von GOOD BYE, LENIN! eine bereichernde Facette in der Ost-West-Vergangenheitsbewältigung gelungen. Zudem ist Handloegtens teils auch sehnsuchtsvoller Blick in die 80er frei jedweder Verbitterung, denn ihm ist scheinbar sehr bewußt, daß die Zeiten niemals besser waren. Sie waren eben nur anders.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.