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Balkan Traffic

Das Geschäft mit dem Sargtourismus

Zoki ist Serbe und Feti Bosnier, und beide reden nicht mehr vom Krieg. Obwohl der unterschwellig immer dann weitergeht, wenn die beiden einen Konflikt austragen. Und das passiert oft in ihrem Reiseunternehmen der besonderen Art, welches sie zusammen in Berlin betreiben. Vordergründig als schmuddeliges Reisebüro mit Spezialgebiet Balkan getarnt, verwandelt sich der Laden blitzschnell in ein Beerdigungsinstitut, falls ein potentieller Kunde naht. Eine legale Überführung der lieben Anverwandten in die Heimat wäre sehr teuer, Zoki und Feti machen es um einiges billiger – die Leichen als betrunkene Gastarbeiter getarnt.

Was es dafür braucht, sind gute Nerven, jede Menge Eis, ein paar Stangen Zigaretten für die Grenzer sowie ein gut vorbereiteter „Szenarienwechsel“ von Beerdigung auf Hochzeit. Doch dann kommt die falsche Leiche. Die kriminellen Brüder Dragan, Davor und Damir haben ihre Schwester ein bißchen zu hart „angefaßt“ und wollen sie nun ganz schnell in ihrem Heimatdorf unter die Erde bringen. Zudem ist die ehrgeizige Polizistin Ulla den Machenschaften von Zoki und Feti schon länger auf der Spur. Um bei den Nachforschungen hautnah dabei zu sein, verschafft sie die tote Schwester mal schnell unter dem Tisch und springt selbst in den Sarg. Auftakt für eine turbulente Reise, die es in sich hat: Verfolgungsjagden, Mordversuche, Liebesgeflüster und wohl die erste und letzte Beerdigung in Unista/Bosnien, bei der die GSG 9 mit dabei ist.

Die Regisseure Markus Stein und Milan V. Puzic haben wohl ein skurriles Roadmovie mit schwarzem Humor und Anleihen an den großen Kusturica im Auge gehabt, welches kurzweilig unterhält und dabei kulturelle Differenzen satirisch auslotet. Allerdings gerät der zwar durchaus amüsante Streifen an einigen Stellen zu oberflächlich, die Gags zu billig. Die Dialoge klingen dann wie mittelmäßiges politisches Kabarett, die Huren und die Zöllner sehen einen Tick zu sehr nach Kostümierung aus, die Sets ein wenig arg nach Kulisse. Und alles will wiederum zu sehr echt sein, um als eigener Stil durchzugehen.

An anderer Stelle treffen die Regisseure jedoch wieder genau den richtigen Ton und finden bestechend schöne Bilder für die Reise ihrer beiden Sargtouristen von West- nach Osteuropa. Und die Filmmusik wird allen Fans von einer Mischung Folk und Neo-Balkan sowieso gute Laune machen.

D/Österreich/Kroatien 2007, 84 min
Verleih: Hoferichter & Jacobs

Genre: Komödie

Darsteller: Marko Pusticek, Vladimir Pavic, Petra Schmidt-Schaller, Andreas Schmidt-Schaller

Regie: Markus Stein, Milan V. Puzic

Kinostart: 12.03.09

[ Susanne Schulz ]