D 2006, 114 min
Verleih: Warner

Genre: Biographie, Erotik

Darsteller: Nathalia Avelon, David Scheller, Milan Peschel, Matthias Schweighöfer, Alexander Scheer

Stab:
Regie: Achim Bornhak
Produktion: Eberhard Junkersdorf

Kinostart: 01.02.07

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Das wilde Leben

Vom high sein und frei sein

Ein Biopic über Uschi Obermaier - einst Vorzeige-Groupie und Sex-Symbol der 68er-Generation - hört sich zunächst einmal so relevant an wie die Verfilmung der Memoiren des Heiner Lauterbach. Umso erstaunlicher ist es, daß den Machern ein streckenweise unterhaltsamer und mitreißender Film gelungen ist. Obermaiers Leben - hier von ihrem 21. bis zum 37. Lebensjahr beleuchtet - bietet einiges an Spektakel. Der autonom gestaltete Alltag der Kommune 1, die vor Umsturzglauben strotzenden Demos der 68er und die in Haschluft gehüllten Rockkonzerte, all das prägt die junge Uschi, und dem Zuschauer wird diese Zeit der Veränderung stark ästhetisiert, aber atmosphärisch gelungen nähergebracht. Daß der Zeitgeist-Betrachtung etwas die Tiefe fehlt, stört nur am Rande. Gern läßt man sich berieseln vom Sex, Drugs and Rock’n’Roll-Gemisch auf der Leinwand.

Die Macht der aufreizenden Bilder steht dann auch am Beginn der zentralen Liebesgeschichte des Films. Hamburger Kiez-Größe Dieter Bockhorn sieht Uschi zum ersten Mal auf einem Zeitschriftencover und will sie besitzen. Uschi sieht Dieter zuerst in Jäger-Montur auf einem Foto. Für ihn läßt sie schließlich Keith Richards sausen. In einem ausgebauten Bus geht das frisch verliebte Paar auf Weltreise. Und wieder sind es die schönen Bilder, die den Film tragen - die Charaktere bleiben Abbildungen. Obwohl Nathalia Avelon die schnoddrige Art der Obermaier perfekt drauf hat (ihrer physischen Vollkommenheit widmet der Film genug Aufmerksamkeit für drei Filme), bleibt ihre Figur in dem Sinne leblos, daß man außer oberflächlichem Interesse nichts für sie empfindet.

Das Kunststück, einen tragenden Charakter zu schaffen, welches bei der Hauptfigur mißlingt, glückt bei einigen der Nebenfiguren. Matthias Schweighöfer gibt einen Rainer Langhans, den man gerne noch etwas länger schwadronieren hören würde, und Milan Peschel glänzt als zu Idealtreue mahnender Dieter Kunzelmann. David Scheller schließlich verkörpert am besten das Dilemma, welches dem Film selbst innewohnt: als Dieter Bockhorn dank guter schauspielerischer Leistung und Maske überzeugend, fasziniert seine Figur zunächst durchaus, läßt einen aber im Endeffekt ziemlich kalt.

[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...