Originaltitel: THE EAGLE

GB 2010, 114 min
FSK 12
Verleih: Concorde

Genre: Abenteuer, Action, Historie

Darsteller: Jamie Bell, Channing Tatum, Donald Sutherland

Regie: Kevin Macdonald

Kinostart: 03.03.11

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Der Adler der Neunten Legion

Abenteuer mit Ambitionen

Im Jahr 140 stößt das Römische Reich an seine Grenzen. Vor allem in Britannien gerät der Versuch, die Einflußsphäre in den hohen Norden Kaledoniens auszudehnen, zum Desaster. Auf gespenstische Weise verschwindet dort in der rauhen Bergwelt die komplette Neunte Legion. 5000 Soldaten, aufgebrochen zu einer Eroberungsexpedition, wie vom Erdboden verschluckt.Darunter auch der Vater des aufstrebenden Offiziers Marcus Aquila. Der ist nicht nur getrieben vom Verlangen, seinen Vater, sondern auch den Goldenen Adler, Feldzeichen der Neunten Legion, wiederzufinden. Eine Frage der Ehre. Zusammen mit dem rätselhaften Sklaven Esca bricht Marcus auf in den Norden …

Ein historischer Abenteuerfilm mit semidokumentarischem Touch. Kevin Macdonald will es ganz authentisch. Dabei aber ein wenig den heimtückischen Umstand vergessend, daß man dafür mehr bieten muß, als etwa nur „authentische“ Kostüme und Requisiten. Wie historisch detailgetreu die auch immer sind, bleiben sie doch nur Kostüme und Requisiten – wenn die Inszenierung das nicht vergessen macht. Symptomatisch, warum das im konkreten Fall nicht wirklich klappt: Die Physiognomien der Hauptdarsteller Channing Tatum (Marcus) und Jamie Bell (Esca) sehen einfach hoffnungslos nach Hier & Heute aus. Kein seltenes Problem bei derart historischen Sujets. Wie es zu umgehen ist, zeigt sich beim Blick in die harschen Gesichter der wie gehabt weniger nach Marktwert und damit gegenwärtigen Attraktivitätsparametern gecasteten Statisten – und am Auftritt Donald Sutherlands. Wenn der Typ im früheren Leben nicht tatsächlich römischer Senator war, so ist er in diesem Leben als Schauspieler (trotz aller mitunter faden Rollen) einfach einer der Großen. Sein Spiel zumindest hat eine Grandezza, die man gerne auch für „authentisch“ halten mag.

Ganz authentisch will Macdonald nun auch sein, wenn er sich ins Schlachtengetümmel stürzt. Möglichst nah dran an Blut und Schweiß. Das heißt, die Handkamera wackelt, als schultere sie ein NBC-Kriegsberichterstatter. Nur was sucht der im Jahre 140? Und was im Kino?

Indes: DER ADLER DER NEUNTEN LEGION ist trotz dieser Mankos atmosphärisch und spannend genug, um gut zu unterhalten. Gut, wie gesagt – aber um wirklich zu überzeugen, kantet Macdonalds Film schlicht an seinen Ambitionen.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.