Originaltitel: THE CONSTANT GARDENER

USA/GB/D 2005, 128 min
Verleih: Kinowelt

Genre: Literaturverfilmung, Polit, Liebe

Darsteller: Ralph Fiennes, Rachel Weisz, Pete Postlethwaite, Hubert Koundé, Archie Panjabi, Anneke Kim Sarnau

Regie: Fernando Meirelles

Kinostart: 12.01.06

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Der ewige Gärtner

Eine große Liebe in intimen Bildern

Mit dem exzellent durchgestalteten Ghetto-Drama CITY OF GOD hinterließ der brasilianische Regisseur Fernando Meirelles eine Visitenkarte, die ihm leicht Zugang zu jedem Filmprojekt dieser Welt verschaffen konnte. Wünschen wollte man das ihm und sich nur halbherzig. Nicht etwa aus Mißgunst, sondern aus Sorge, daß ihm die Geldströme der internationalen Großproduktionen alle Virtuosität, jeden markanten, besonderen Zug abspülen würden. Und doch hat Meirelles sich in dieser groß angelegten und selbst in den Nebenrollen erstklassig besetzten Roman-Adaption genau das bewahrt. Auf dem Terrain von Gefühl, Gefahr und großer Politik - aus diesem Stoff sind die Bestseller des britischen Erfolgsautors John Le Carré gemeinhin gemacht - bewegt sich der Brasilianer überaus stilsicher und findet einen ganz eigenen Weg, dramaturgisch wie visuell, um von der Liebe zwischen dem britischen Diplomaten Quayle, seiner energischen Frau Tessa und Afrika zu erzählen, die viel zu spät kommt und tragisch endet.

Im Norden von Kenia wurde Tessas Leiche gefunden, und der phlegmatische Quayle verläßt seine geliebten Pflanzen, diese Trägen und Schweigenden, um den Tod der unbequemen Aktivistin aufzuklären. Der Fall zieht unerhörte Kreise - verschwundene Dokumente über die Machenschaften internationaler Pharmakonzerne, die afrikanische Patienten mit kostenloser Behandlung zu tödlichen Menschenversuchen erpressen, rätselhafte Gerüchte, kompromittierende Berichte über angebliche Liebesaffären mit einem belgischen Arzt und Quayles Freund aus der High-Commission.

So präsent der an sich durchschaubare Thrillerplot bleibt, so mächtig - und in seiner Entrüstung übrigens absolut glaubwürdig - der Intrigendschungel um postkoloniale Ausbeutung die Atmosphäre bestimmt: die Liebesgeschichte macht doch den eigentlichen Zauber dieses Films. In Rück- und Zwischenblenden - fragmentarisch, intim, vernarrt, verstört - bekommt sie Fleisch und Herz, ist zugleich das Aufwachen und Aufbrechen eines kleingeistigen, desinteressierten Mannes in das Leben, das er mit seiner Frau hätte führen können. Und gerade um die Intimität dieser Bilder, die verschwommen und aussagekräftig zugleich sind, hat Meirelles den konventionellen Thriller bereichert.

[ Sylvia Görke ]