Originaltitel: THE BOURNE IDENTITY

USA 2002, 119 min
Verleih: UIP

Genre: Thriller, Action

Darsteller: Matt Damon, Franka Potente, Chris Cooper, Clive Owen, Brian Cox

Stab:
Regie: Doug Liman
Drehbuch: Tony Gilroy

Kinostart: 26.09.02

1 Bewertung

Die Bourne Identität

Amnesie und Anarchie bis zur totalen Erinnerung

Der Kleine Duden Fremdwörterbuch definiert Identität als "nachzuweisende Echtheit einer Person" – in diesem Fall die des jungen Mannes, welcher von Fischern aus dem Mittelmeer gezogen wird. Im Rücken stecken ihm zwei Patronen, er kann sich an nichts erinnern. Doch ein in seine Hüfte implantierter Mikrofilm mit dem Zahlencode für das Schließfach einer Schweizer Bank bringt neben haufenweise Bargeld durch Pässe verschiedener Staaten Licht ins Dunkel: Der Name des Unbekannten lautet Jason Bourne. Außerdem ist er offensichtlich nicht gerade Otto Normalbürger, sind ihm doch schon im Kreditinstitut schwer bewaffnete Soldaten auf den Fersen. Jason entkommt und bietet der jungen Deutschen Marie (finanziell notorisch unterbelichtet, da Studentin) reichlich Schotter, wenn sie ihn nach Paris fährt. Marie stimmt zögernd zu – und bereut dies schnell, denn sofort nach Ankunft in der Stadt der Liebe wartet Killer Nummer 1 auf Jason. Weitere folgen, alles riecht nach einer Verschwörung des CIA ...

Das Wichtigste zuerst: Franka Potente macht sich ausgesprochen gut in ihrem zweiten großen Hollywood-Projekt nach BLOW! Sie dient keineswegs nur als feminines Anhängsel der Hauptfigur, darf verletzlich, stark, emotional und abgebrüht zugleich sein – großen Anteil daran trägt Drehbuchautor Tony Gilroy, welcher schon mit DOLORES oder IM AUFTRAG DES TEUFELS psychologisch stimmige Thriller und Figuren jenseits gängiger Schablonen erschuf. Genau das hält er hier jedoch leider nicht ganz durch, verzettelt sich im Bemühen, es allen recht zu machen. So gelingt es zwar ausgezeichnet, ein fesselndes Paranoia-Mosaik zu bauen, in dem der Zuschauer immer etwas mehr weiß als die Charaktere, aber niemals vollständige Gewißheit besitzt, was eigentlich wirklich abläuft.

Gängige Action-Einlagen wie die minutenlange Verfolgungsjagd, diverse Attentate oder brutale Kämpfe gegen gedungene Mörder wirken dagegen schlicht aufgesetzt. Daß dieser Film dabei dennoch nicht zur 0815-Krimi-Dutzendware verkommt, beweist: Tony Gilroy liegt selbst im Formtief (eine Identitätskrise?) über dem Durchschnitt.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...