Originaltitel: FIRST COW

USA 2019, 122 min
FSK 6
Verleih: Peripher

Genre: Drama, Historie, Western

Darsteller: John Magaro, Orion Lee, Toby Jones

Regie: Kelly Reichardt

Kinostart: 18.11.21

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First Cow

Milchgebäck für einen Traum

1820, tief in den Wäldern Oregons: „Die Geschichte ist hier noch nicht angekommen…“ Sprich, alle Möglichkeiten stehen offen, der Traum vom Reichtum oder einem bescheidenen Wohlstand scheint greifbar nahe selbst für die Habenichtse Cookie und King Lu. Die zwei sanftmütigen Herumtreiber wirken in der rauhen Frontier-Gesellschaft von Trappern und Hasardeuren fehl am Platze. Sie haben gar nichts von dieser großmäuligen Männlichkeit an sich, die das Westerngenre gern zelebriert.

Aber US-Independent-Regisseurin Kelly Reichardt interessiert sich ohnehin nicht für solche Standards. Statt epischer Panoramaaufnahmen verengt sie ihr Bild auf das kastenartige 4:3-Format. Die Kamera ist häufig nah an den Gesichtern, rückt aber auch immer wieder Pilze, Bäume oder den Fluß ins Bild. Die Landschaft überwältigt hier nicht, die Natur wirkt eher wie eine stille Trösterin, aber auch unbeteiligte Beobachterin des menschlichen Dramas. Sein Auslöser ist wiederum ein Tier: Auf einem Floß gelangt die erste Kuh ins Territorium. Schließlich will der schnöselige Vorsteher seinen englischen Tee standesgemäß mit Milch trinken. Für Cookie und King Lu rückt die nachts abgemolkene Milch den Plan von einem eigenen Hotel in San Francisco in greifbare Nähe. Denn die wilden Kerle sind ganz wild auf mit Milch verfeinertes Gebäck und bereit, dafür tief in die Tasche zu greifen. Doch das Schelmenstück der zwei Freunde bleibt nicht lange unentdeckt. 

Wie es ausgeht, erfährt man in der Exposition des Films, als eine Spaziergängerin aus der Gegenwart mit ihrem Hund zufällig auf zwei eng beieinanderliegende Skelette stößt. Aber wie so oft gilt auch hier: Der Weg ist das Ziel.

[ Dörthe Gromes ]