D 2007, 90 min
Verleih: Kinowelt

Genre: Drama

Darsteller: Eva Löbau, Svenja Steinfelder, Chris O’Dowd

Regie: Sonja Heiss

Kinostart: 29.11.07

Noch keine Bewertung

Hotel Very Welcome

Aus dem Rucksack gezaubert

Es ist kein Geheimnis, daß man auf Reisen, insbesondere auf solchen in weite Ferne, vor allem auf sich selbst trifft. Und natürlich suchen viele Backpacker, die sich in indischen Meditationszentren im Kreis oder in der Wüste auf dem Rücken eines Kamels oder auch an Thailändischen Stränden bei 30-Stunden-Raveparties im Drogenrausch wiegen, genau diese Begegnung - allerdings nicht unbedingt so, wie sie dann letztendlich stattfindet. "Mind The Gap!" möchte man warnend rufen. Die Lücke zwischen Erwartung und Realität nämlich birgt nicht nur persönliche Tragik, sondern auch unheimlich viel Komisches. Und das läßt sich in HOTEL VERY WELCOME wunderbar an einigen exemplarischen Parallel-Geschichten nachvollziehen, in denen fünf Europäer auf der Suche nach dem jeweils individuellen Glück, der richtungsweisenden Einsicht und einem Stückchen fremde Lebenswelt gegen Windmühlen kämpfen.

Hochschulabsolventin Sonja Heiss hat dieses kleine ungeschliffene Juwel quasi aus ihrem eigenen Reisegepäck gezaubert, denn natürlich mußte der Film unterwegs entstehen, einschließlich aller Unwägbarkeiten. Das schuf Platz für Spontaneität und Improvisation und hievte das Vorhaben aus der Einflußsphäre der Dramaturgen und anderer verfrüht eingreifender Instanzen. Ein Wagnis zwar, doch die ungewöhnliche Vorgehensweise führte auch zu einem ungewöhnlichen Ergebnis. Eine Mischform aus Fiktion und dokumentarischen Momenten. Skurrilität und Glaubwürdigkeit sind dicht verwoben und fein austariert. Professionelle Schauspieler mit erfundenen Biographien treffen auf Laiendarsteller, treffen auf reale Menschen in realen Situationen und lassen sich vom Zufall belehren.

So wie auch Svenja, die in einem Hotel in Bangkok festsitzt und ihrem verpaßten Rückflug nachtelefoniert. Die tägliche Fortsetzung des Gespräches mit dem Mann vom Reisebüro ist nicht nur ein Quell andauernder Mißverständnisse und ganz neuer Kommunikationsformen, sondern schließlich auch ein fast handfester Urlaubsflirt. Aber auch nur fast. Denn natürlich gehen die Welten nicht zusammen.

Kein Film über die Fremde also, sondern über die schwer angeschlagene europäische Seele, die nach Linderung sucht und manchmal auch irgendetwas findet.

[ Lars Meyer ] Im Zweifelsfall mag Lars lieber alte Filme. Seine persönlichen Klassiker: Filme von Jean-Luc Godard, Francois Truffaut, Woody Allen, Billy Wilder, Buster Keaton, Sergio Leone und diverse Western. Und zu den „Neuen“ gehören Filme von Kim Ki-Duk, Paul Thomas Anderson, Laurent Cantet, Ulrich Seidl, überhaupt Österreichisches und Skandinavisches, außerdem Dokfilme, die mit Bildern arbeiten statt mit Kommentaren. Filme zwischen den Genres. Und ganz viel mehr ...