D 2014, 93 min
FSK 12
Verleih: Constantin

Genre: Komödie

Darsteller: Fahri Yardim, Milan Peschel, Peri Baumeister, Josefine Preuß, Marie Bäumer

Regie: Anno Saul

Kinostart: 24.04.14

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Irre sind männlich

Neulich bei der heiteren Therapiesitzung

Er leidet wie ein wahrer Mann, ergo runter bis zur Fußsohle – Daniel wurde von Freundin Mia verlassen. Zu klammernd, kontrollfreakig, am Rockzipfel klebend wäre der Geschaßte gewesen. Heißt’s nicht, das sei umgekehrt?! Egal. Jedenfalls hat Daniels Kumpel Thomas, knapp 40jähriger Beziehungsphobiker und Womanizer, den rettenden Einfall zwecks Ablenkung: Man schleiche sich in Familienaufstellungen, gebe tränendrüsige Stories zum Allerbesten und schleppe mitleidsergriffene Damen ab. Der Plan geht auf. Prekäre Ausmaße erreicht die Lage indes, als sich Daniel in Bernadette verguckt, und parallel dazu Sylvie auftaucht. Sie tingelt von einer Therapiegruppe zur nächsten, hat daher die beiden Schwindler identifiziert und mit Thomas noch eine Rechnung zu begleichen.

Nun zieht Komödienkost aus deutschen Landen erfahrungsgemäß schiere Massen in die Lichtspielhäuser, selbst wenn man häufig eigentlich gar nicht weiß, warum eigentlich – symptomatisch seien die Vehikel eines Til Schweiger oder Matthias Schweighöfer rückenschaudernd erwähnt. Tatsächlich taucht letztgenannter Publikumsmagnet hier auf, allerdings zum Glück bloß sekundenkurz, und dieser Abtritt startet gleichzeitig den Qualitätsaufstieg eines Films, welcher etwas Zeit braucht, um loszugehen, dann aber durchaus zu überzeugen weiß. Warum?

Weil ironisch dargebotene Labereien à la „Das bringt total viel und tut total gut“ exakt den Kern einer von Malte-Pascals, Billigbio und Smartphonezombies überschwemmten Leistungsmoderne treffen, welche sich selbst ins eigenverursachte Abseits schießt. Sicher hat jeder Mensch das Recht auf Psychose, aber bitte nicht hausgemacht. Geradezu satirische Züge verlaufen folgerichtig durch altbackene Psychologenstandards, dargeboten im Eigentlich-rattern-Eurozeichen-Modus: „Was löst das bei Dir aus?“

Gewisse Konventionen gilt es zwar trotzdem einzuhalten, da schallen eben ganz hip Pharrell Williams oder Milky Chance aus den Boxen, der Ausgang des Duells Sylvie versus Thomas ist – klar – ebenso vorhersehbar wie das, was zwischen Bernadette und Daniel geschieht. Dennoch reihen sich jene Irren nicht unter den typischen teutonischen Gruselstücken ein. Schon allein auch wegen der fern jeglicher Mario-Barth-Tyrannei dargebotenen Crux, daß Männer manchmal gern arme, unsicherheitsgeplagte Würstchen sind, Frauen jedoch ohne größere Anstrengung mithalten.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...