Originaltitel: KILL YOUR DARLINGS

USA 2013, 104 min
FSK 16
Verleih: Koch Media

Genre: Drama, Liebe, Schwul-Lesbisch

Darsteller: Daniel Radcliffe, Dane DeHaan, Michael C. Hall

Regie: John Krokidas

Kinostart: 30.01.14

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Kill Your Darlings

Liebe und Tod, Literatur und Leben

Mit „Kill Your Darlings!“ benennt sich ein poetisches Dogma, welches von einem Autor einfordert, alles, was ihm in seinem Text besonders nahe und gelungen ist (oder scheint), radikal zu streichen. Im Prozeß dieser „Selbstbeschneidung“ würde sich erweisen, ob der Rest-Text auch über die rein subjektive Empfindung hinaus Substanz hat.

1944 kommt Allen Ginsberg als Neuling ans Literaturseminar der New Yorker Columbia Universität. Dort lernt er Lucien Carr kennen. Einen exaltierten Schönling, der den schüchternen Allen einführt in eine Gruppe wilder Nonkonformisten. William S. Burroughs heißt etwa der eine, Jack Kerouac ein anderer. Allesamt sind sie besessen von der Idee einer „neuen“ Literatur. Etwas, wofür Allen sofort Feuer und Flamme ist. „New Vision“ nennt sich bald diese Brüderschaft des Neuaufbruchs, die dann aber doch am ewig Menschlichen zerbrechen wird.

An Liebe und Eifersucht, Leere und Selbstekel. Vernichtend, was Nähe und Gefühl einfordert: Ex-Professor Kammerer ist besessen von Lucien, beider Beziehung ein fataler Kreislauf von Abhängigkeiten und Manipulationen, die in einer Katastrophe münden werden. Töten, was man liebt – ein Befreiungsschlag, der keiner ist.

Es ist fast eine dunkle Episode der frühen Beat-Generation, welche in KILL YOUR DARLINGS von Regisseur John Krokidas aufbereitet wird. Wobei es „aufbereitet“ trifft – gehört der Film doch zu jenen, die nicht über ein, wenn auch kurzweiliges, Geschehnisseaufbereiten hinauskommen. Es gibt die Chronologie der Ereignisse in einer Rückblende, in der dramaturgisch sauber gearbeitete Akte bis zum bitteren Ende aufeinanderfolgen. Es gibt den bebilderten Entwicklungsroman vom Künstler Ginsberg als junger Mann, der inmitten der Ereignisse lernt, seiner literarischen Begabung zu trauen und seiner homosexuellen Orientierung zu folgen.

Daniel Radcliffe versucht als Ginsberg dabei sein Bestes, wenn auch vergeblich, Harry Potter vergessen zu lassen. Während im Gegenzug Michael C. Hall, unser aller Serien-Lieblingsserienkiller (DEXTER), als Professor Kammerer, der bis zur Selbstdemütigung verzweifelt Liebende, beeindruckt. Was nichts nützt: Wirklich einzudringen in die mentale Gemengelage dieser porträtierten Gruppe, deren Untiefen wie Genalitäten vibrieren zu lassen, gelingt dem Film nicht. Vielleicht hätte Regisseur Krokidas dafür ein paar Darlings des Konventionellen killen müssen.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.