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Kismet – Würfel dein Leben!

Auf dem kubischen Schicksalstrip

Oktober 2001. Irgendwer bei jetzt:film kam auf die Idee, mal was ganz Neues zu machen, ganz konkret ein Experiment. Und wie es häufig so ist, mußten andere die Sache ausbaden. In diesem Fall der schüchterne Filmstudent David und Caroline, eine eloquente Radiomoderatorin. Zwei Menschen, die sich vorher nicht kannten, aber trotzdem gemeinsam auf eine Reise gehen würden – mit vorerst unbekanntem Ziel.

Nun dürfen wir Zeugen des ungewöhnlichen Projektes werden und quasi einer vom Zufall bestimmten Existenzsimulation beiwohnen. Für jeden möglichen Schritt stehen nämlich sechs Alternativen zur Wahl, die endgültige Entscheidung trifft dann ein Würfel. Schon bei der ersten Begegnung treten Probleme auf, da beide Teilnehmer ziemlich knapp bei Kasse sind. Das hindert den übermächtigen Würfel jedoch nicht daran, Caroline und David nach Zürich zu schicken – und zwar per Mitfahrzentrale (puh, wenigstens nicht das Moped!). Das wiederum impliziert die Suche nach einer Übernachtungsgelegenheit. Der Kubus plädiert für einen Kumpel Davids, welcher sich umgehend als auch mit Caroline bekannt entpuppt. Und so weiter ...

Wer dachte, Dokumentationen seien grundsätzlich irgendwie trocken und sowieso besser im Bildungsfernsehen aufgehoben, sollte sich hier eines Besseren belehren lassen. Es ist unglaublich faszinierend und spannend zu sehen, was geschieht, wenn sich zwei Menschen auf das Risiko einlassen, ihr Leben aus der Hand zu geben, um völlig fremdbestimmt zu agieren. Ob Caroline und David nun für Zeugen Jehovas Brötchen schmieren, im Leipziger Hauptbahnhof ihre allerletzten Cents zusammenkratzen, eine Kinovorstellung stürmen oder ihre Habe an Fußgänger verkaufen (müssen): Der Würfel hält immer neue Überraschungen bereit, und das ganz alltägliche Leben entpuppt sich als das größtmögliche Abenteuer. Wenn man eben nur will.

Ob Caroline und David tatsächlich in Zürich ankommen? Wir wissen es, verraten aber natürlich nichts. Die Antwort finden Sie im Kino – ganz ohne vorher zu würfeln ...

D 2002, 79 min
Verleih: Film1

Genre: Erwachsenwerden, Experimentalfilm, Roadmovie

Darsteller: Caroline Korneli, David Sieveking

Regie: Lars Kraume

Kinostart: 02.06.05

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...