Originaltitel: LA SCALA – LA FORCE DU DESTIN

F 2025, 92 min
Verleih: Neue Visionen

Genre: Dokumentation, Musik

Regie: Anissa Bonnefont

Kinostart: 18.12.25

La Scala – Die Macht des Schicksals

… und die im Dunkeln

Gemessen am teils fast apokalyptisch anmutenden „Macbeth“ oder der emotionalen Verzweiflung einer „La traviata“ fällt Giuseppe Verdis an gefälliger Leitmotivik aufgereihte Räuberpistolenvertonung „La forza del destino“ zwar komplett ab. Daß sie dennoch 2024 zur Saisoneröffnung der Mailänder Scala erwählt wurde, erklärt natürlich Francesco Maria Piaves Libretto, sein ganze Akte lang besungenes Kriegs-Thema. 80 Tage schaute vorliegende Begleitung genau hin, circa 900 Menschen zu, deren gemeinsames Ziel eine erfolgreiche Premiere war.

Klar fasziniert er, jener ständige Trubel, eine schier nie enden wollende Atemlosigkeit, im Zentrum das unablässige Ringen um Details, beobachtungsseitig wohltuend oft fokussiert auf beispielsweise Bühnenmaschinerie und Kostümbild, trotz des Starensembles, darunter die von blonder Löckchenperücke gekrönte Anna Netrebko, deren „Pace, pace, mio Dio“ zumindest beim Proben eine technisch souveräne Behauptung ohne echte Tiefe bleibt. Daran rütelt auch Riccardo Chaillys pointiertes Dirigat nix, es paßt eben zur Doku selbst, welche vielerlei Klärungsbedarf – etwa religiöse Bedenken, Angst vor Social Media oder Änderungen des Kontexts – mal kurz anspricht, aber nirgends wirklich ausdiskutiert, dafür das übliche wechselseitige Lobhudeln gegenüber Pressevertretern aufzeichnet.

Allerorts klingt so hübsche Oberfläche, daneben letztlich die spannende Frage: Hätte der Blick ein Jahr später intensiver hingesehen? Schließlich steht 2025 Dmitri Schostakowitschs „Lady Macbeth von Mzensk“ auf dem Plan, eine musikalisch, inhaltlich und in Sachen künstlerischer Umsetzungserfordernisse vollkommen andere Geschichte …

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...