Originaltitel: SALMON FISHING IN THE JEMEN

GB 2011, 112 min
FSK 6
Verleih: Concorde

Genre: Literaturverfilmung, Komödie, Schräg

Darsteller: Ewan McGregor, Emily Blunt, Kristin Scott Thomas, Amr Waked, Rachael Stirling

Regie: Lasse Hallström

Kinostart: 17.05.12

11 Bewertungen

Lachsfischen im Jemen

Ein Ticket kaufen, zwei Filme sehen

Patricia Maxwell, Pressesprecherin des englischen Premierministers, hat ein Problem: Gute Nachrichten aus dem Mittleren Osten werden dringend benötigt! Doch irgendwie will der Auftritt einer neu formierten Girlgroup sich dafür nicht recht eignen. Patricia, welche man allein schon durch ihre furchterregende Frisur als zähes Leder erkennt, forscht tapfer weiter. Parallel dazu wird die Fischkoryphäe Dr. Alfred Jones angemailt. Eine Frau mit dem verlockenden Namen Harriet Chetwode-Talbot bittet darum, in der Heimat des nicht weniger interessant benannten Scheichs Muhammad ibn Zaidi bani Tihama Lachse anzusiedeln. Dumm bloß: Es geht um den Jemen. Jones lehnt spontan ab, doch Erpressung führt schließlich zu seiner Zusage. Unter Kenntnis aller Schwierigkeiten. Und weil dabei plötzlich ein Kriegsheld ins Spiel kommt, fällt nebenher der gewieften Patricia ihre so sehnlichst erwartete Chance stante pede in den Schoß.

Welch’ wahnwitziger Plot, randvoll angefüllt mit knackigen Wortgefechten und stakkatoartig prasselnden Pointen, deren Ernsthaftigkeit im Vortrag den Spaß ungleich erhöht! Welch’ genial imagekonträre Leistung von Kristin Scott Thomas, die sich als Komödiantin reinsten Kalibers entpuppt! Welch’ – pardon – saulustige Chats zwischen der auf Wählerfang pirschenden Patricia und dem depperten Minister! Da geht einem glatt das Herz auf. Ehe man jetzt aber die ganze Welt umarmen will, was ja auch irgendwie ungesund wäre, schaltet Regisseur Lasse Hallström in der zweiten Hälfte vorsorglich einen Gang zurück. Es wird mithin beruhigender, konventioneller. Wie selten Liebesgeschichten innovativ sind – geschenkt und verziehen, zumal die immer noch sträflich ignorierte Emily Blunt und Ewan McGregor ein Knuddelpärchen abgeben. Der irritierende Terrorismus-Einfluß mag Zeitgeistgründe haben, und die trickreich bebilderte Moral, daß ein einziger gegen den Strom schwimmender Fisch alles ändern kann, wirkt angesichts unserer modernen, Gleichförmigkeit zum Ideal erhebenden Gesellschaft sicher gleichfalls nicht völlig indiskutabel.

Das sättigend üppige Hauptgericht gibt’s im vorliegenden Fall zwar also tatsächlich zu Anfang, allerdings mundet der Rest immer noch ziemlich lecker. Und daß Hallström praktisch als Dessert schließlich einen letzten Chat zwischen Patricia und ihrem Chef offeriert, zeugt definitiv von Geschmack.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...